Galeria Karstadt Kaufhof will 16 der insgesamt 92 Häuser schließen. Ein Experte bezweifelt, ob das reicht.

Werden die geplanten Schließungen ausreichen, um die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof zu retten? Experte Johannes Berentzen von der Handelsberatungsfirma BBE zeigt sich skeptisch. Mit der Schließung der 16 Häuser seien die großen Herausforderungen der verbleibenden Häuser und des Galeria-Geschäftsmodells nicht gelöst, sagte er der Deutschen Presse-Agentur am Freitag.

Am Freitag hatte die dpa aus Unternehmenskreisen erfahren, dass 16 der insgesamt 92 Filialen geschlossen werden sollen. Am Samstag bestätigte das der Insolvenzverwalter und legte eine Liste der betroffenen Filialen vor. Welche das sind, erfahren Sie hier.

Berentzen: „Ich bin sehr skeptisch“

Berentzen sagte weiter, es gehe um mehr Unternehmertum vor Ort, Investitionen in die Fläche, in Personal und in die Verknüpfung von Online- und Offlinewelt. Zusätzlich müssen Strukturen und Prozesse in den Zentralfunktionen angepasst werden. „Ich bin sehr skeptisch, dass Zeit und Geld ausreichen für diese Mammutaufgabe“, sagte der BBE-Geschäftsführer.

„Nach einem Befreiungsschlag sieht es nicht aus“

Auch der Handelsexperte Carsten Kortum sieht noch keinen „Befreiungsschlag“. Die neuen Eigentümer um Investor Bernd Beetz seien offensichtlich nicht gekommen, um bei Einzelobjekten Verluste auszugleichen. Alle Filialen müssten kurzfristig profitabel sein. „Hier könnten aufgrund dieser kurzfristigen Profitabilitätsdenke mittelfristige Potenziale ungenutzt bleiben“, sagte der Professor der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

Bei Galeria gebe es einen Investitionsstau, da bisher durch überhöhte Mieten Finanzmittel entzogen wurden. Auch die Signa-Gruppe als früherer Eigner habe Investitionsmittel versprochen und nicht geliefert. Dieses Szenario könnte sich jetzt wiederholen, warnte Kortum. Die neuen Eigentümer versuchten mit minimalem Finanzeinsatz das bestehende Geschäftsmodell mit kleinen Änderungen – aber durch die Insolvenz mit deutlich reduzierten Kosten – weiterzubetreiben. „Nach einem Befreiungsschlag sieht es nicht aus, eher nach einer Fortführung bisheriger Konzepte. Die Kunden werden kurz- und mittelfristig wenig Veränderungen in den Handelsleistungen sehen“, sagte der Experte.

Gläubigerversammlung am 28. Mai

Der Warenhauskonzern hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Als Grund für die schwierige Lage nannte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche damals unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko. Deren Schieflage hatte unmittelbare Auswirkungen: Finanzmittel für die Sanierung der Warenhauskette, die im Zuge der vorherigen Insolvenz von Benko zugesagt worden waren, flossen nicht mehr.

Die zwischen Investoren und Galeria geschlossene Vereinbarung kommt jedoch nur zustande, wenn die Gläubiger zustimmen. Insolvenzverwalter Denkhaus will bis Ende April den Insolvenzplan für den Eigentümerwechsel vorlegen. Rechtskräftig ist der Plan erst, wenn die Gläubigerversammlung ihn am 28. Mai annimmt und dieser anschließend vom Gericht erneut bestätigt wird. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben.

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