Die Folge: Der Zusammenhang zwischen elterlichem Wohneigentum und dem eigenen Besitz nimmt in Deutschland zwar ab – aber nicht, weil die Chancen für alle steigen, sondern weil sie für fast alle sinken. Das gilt sowohl für West- als auch für Ostdeutschland.
Und noch etwas fällt besonders auf: Im europäischen Vergleich liegt Deutschland beim Zusammenhang zwischen elterlichem und eigenem Wohneigentum weit vorn. Laut DIW ist die Wahrscheinlichkeit, eine eigene Immobilie zu besitzen, im Durchschnitt um 21 Prozent höher, wenn die Eltern bereits Eigentum hatten. Nur in vier Ländern – Finnland, Belgien, Italien und Irland – ist dieser Wert noch etwas höher.
Grund: In anderen Ländern spielt der familiäre Hintergrund eine geringere Rolle. Der Zugang zu Wohneigentum ist dort oft breiter gestreut, etwa durch niedrigere Eigenkapitalanforderungen, spezielle Förderprogramme für Erstkäufer oder geringere Kaufnebenkosten. In einigen Ländern ist es zudem gesellschaftlich akzeptierter, langfristig zur Miete zu wohnen. Das entlastet junge Menschen vom Erwartungsdruck, Eigentum erwerben zu müssen, und verringert die Abhängigkeit vom Elternhaus.
Fazit: Junge Menschen wohnen heute deutlich seltener im Eigentum als ihre Eltern. Selbst mit elterlichem Besitz im Rücken schaffen viele den Kauf der eigenen vier Wände nicht. Und wer aus einem Mieterhaushalt kommt, hat es ohnehin schwer. Der Wohnstatus der Eltern wirkt zwar noch, aber Besitz schützt immer weniger vor Mietverhältnissen in der nächsten Generation. Das wirft Fragen nach Generationengerechtigkeit und sozialem Aufstieg auf.
Ein Grund dafür sind nach Ansicht der Studienautoren die hohen Einstiegshürden: Während Deutschland lange als Mieterland mit günstigen Preisen galt, haben sich die Mieten stark verteuert – teils stärker als die Kaufpreise. Hinzu kommt ein hoher Eigenkapitalbedarf durch strenge Kreditvergaben. Ohne familiäre Hilfe müssen viele Menschen jahrelang sparen, sofern sie überhaupt jemals Eigentum erwerben können.
Die Studienautoren geben zu bedenken, dass es nicht ausreicht, Wohneigentum mit einzelnen staatlichen Förderprogrammen zu unterstützen. Denn davon profitieren meist Menschen, die sich eine Immobilie auch ohne Zuschüsse leisten könnten. Menschen mit geringem Einkommen oder ohne Vermögen bleiben weiterhin ausgeschlossen und verpassen damit die Chance auf Vermögensbildung und Sicherheit.
Was laut DIW fehlt, ist ein durchdachtes Konzept für bezahlbaren Wohnraum. Es braucht mehr als bloße Kaufanreize: ausreichender Wohnraum in Städten und ländlichen Regionen, faire Mietpreise und Finanzierungsmöglichkeiten, die auch für Normalverdienende realistisch sind. Denn Wohnen ist mehr als ein Markt. Es ist die Grundlage für ein sicheres Leben. Und die sollte nicht vom Kontostand der Eltern abhängen.











