Für die rund 240 Mitarbeiter des Felgenherstellers BBS hat der neue Monat Juli unerfreulich begonnen. Noch immer warten sie auf ihre Lohnzahlungen. Und die Zukunft des Unternehmens ist offen.

Der Autozulieferer BBS aus Schiltach im Schwarzwald steht vor der Insolvenz, wie aus übereinstimmenden Medienberichten hervorgeht. Offenbar sind Aufträge ausgeblieben, zudem gab es einen Streit um Markenrechte des früheren Eigentümers. Laut Berichten wurden bereits die Gehälter der rund 240 verbliebenen Mitarbeiter im Mai und Juni nicht gezahlt, auch die IG Metall bestätigt das t-online.

„Die Zukunft von BBS ist im Moment völlig offen“, sagte Stefan Prutscher, politischer Sekretär bei der zuständigen IG Metall Freudenstadt. „Der Betrieb steht bis auf wenige Ausnahmen seit Monaten still.“ Demnach würden noch kleinere Aufträge abgearbeitet, der Gutteil der Mitarbeiter habe aber schlichtweg nichts zu tun.

Dadurch hätten die Mitarbeiter kaum eine Drohkulisse, so Prutscher. Sie könnten nur kündigen – oder per Vollstreckungsbescheid versuchen, ihr Gehalt zu erstreiten. „Das aber dauert auch, die Ämter müssen sich an Fristen halten“, sagte Prutscher.

Kommt es derweil tatsächlich zur Insolvenz, würde wenigstens das Gehalt von der Arbeitsagentur übernommen. Doch einen Insolvenzantrag müsste der Eigner stellen oder ein Gläubiger. Die Gewerkschaft kann ihn nicht einreichen.

Geübt sind die BBS-Mitarbeiter in Insolvenzen: Eine jetzige Insolvenz wäre bereits die fünfte Pleite in den vergangenen 20 Jahren. Erst Ende vergangenes Jahr überstand das Traditionsunternehmen, das schon Michael Schumachers Formel-1-Wagen mit Felgen ausrüstete, seine vierte Insolvenz.

Damals wurde die Firma von der türkischen Investorengruppe İş Global Teknik İnşaat A.S. übernommen – die zwei Cousins Ilkem Şahin und Karani Güleç sind die neuen BBS-Geschäftsführer. Die aber sind laut Prutscher derzeit nicht erreichbar. „Ein großes Problem, wenn die Eigner nicht am Platz sind.“ Bereits seit Dezember habe die Firma, die damals mehrere Monate in Kurzarbeit war, etwa 40 Mitarbeiter verloren.

„Dutzende Schicksale hängen an dem Unternehmen, Menschen, die teils mehr als 30 Jahre im Betrieb sind“, so Prutscher. „Das macht die Situation so unfassbar tragisch.“ Der Betriebsrat habe bereits zwei Schreiben an die Eigentümer geschickt – und nun eine Frist bis diese Woche Donnerstag gesetzt. Gerichtlich bindend ist die Frist aber nicht. „Letztlich bleibt den Mitarbeitern nur das letzte bisschen Hoffnung“, so Prutscher.

Das 1970 gegründete Unternehmen BBS stellt vor allem Aluminiumfelgen für Fahrzeuge der gehobenen Preisklasse her. Der Name steht für die Nachnamen der beiden Gründer sowie den Unternehmenssitz: Heinrich Baumgartner und Klaus Brand in Schiltach.

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