Willi Lippens wird 80 Jahre

„Ich danke Sie“ – als die „Ente“ vom Platz flog


Aktualisiert am 07.11.2025 – 03:21 UhrLesedauer: 3 Min.

Willi Lippens (Archivbild): Der Ruhrpottler erzielte 79 Tore in 172 Bundesliga-Spielen. (Quelle: Revierfoto/imago-images-bilder)

Ein Verein lehnte ihn wegen seines Laufstils ab. Doch was dann folgte, machte ihn zur Ruhrpott-Legende. Warum sogar der Bundestrainer bei ihm anklopfte.

Willi Lippens feiert am 10. November seinen 80. Geburtstag – ein Anlass, den Rot-Weiss Essen nutzt, um eine der prägendsten Persönlichkeiten der Vereinsgeschichte zu würdigen. Dabei ist heute kaum noch bekannt: Der Spieler, der mehr als zehn Jahre lang zum Gesicht des Klubs avancierte, stand kurz davor, einen anderen Weg einzuschlagen und wäre fast nie an der Hafenstraße gelandet.

Zur Saison 1965/66 wechselte das Stürmertalent für 4.000 Mark Ablösesumme vom VfB Lohengrin 03 Kleve nach Essen. Doch der Weg in die Ruhrmetropole hätte ihn beinahe zum Lokalrivalen ETB Schwarz-Weiß Essen geführt. Dort absolvierte Lippens ein erstes Probetraining. Von einer Verpflichtung sahen die Verantwortlichen jedoch ab – sein Laufstil sei unbrauchbar.

RWE-Trainer Fritz Pliska erkannte dagegen das Talent und erklärte im Fernsehinterview, dass man ihm den watschelnden Laufstil noch abgewöhnen könne. Doch Willi Lippens wollte sich seinen Laufstil nicht gerade biegen lassen und entwickelte ihn stattdessen zu seinem Markenzeichen. Die „Ente“ war geboren – der Spitzname, unter dem der am 10. November 1945 im deutsch-niederländischen Grenzgebiet geborene Stürmer zur Legende wurde. In seinem ersten Jahr wohnte er für 30 Mark unter dem Dach der Haupttribüne des Georg-Melches-Stadions an der Hafenstraße.

Für Rot-Weiss Essen ging Lippens von 1965 bis 1976 und 1979 bis 1981 auf Torejagd. Zwischen 1976 und 1978 spielte er für Borussia Dortmund. In 242 Bundesligaspielen erzielte er insgesamt 92 Tore, für RWE stand er in seiner Karriere 449-mal auf dem Platz und markierte 237 Treffer. Hinzu kamen weitere Tore in Regional- und Zweitliga-Spielen.

Mit zehn Treffern in der Bundesliga-Aufstiegsrunde 1969 stellte Lippens einen unerreichten Rekord auf. Er bestritt alle fünf Essener Bundesliga-Aufstiegsrunden sowie die beiden Aufstiegsspiele 1980 gegen den Karlsruher SC und erzielte in 40 Qualifikationsspielen 23 Tore. In 13 DFB-Pokalspielen war er mit fünf Treffern erfolgreich.

Die „Ente“ auf dem Flügel wurde schon in frühesten Profijahren zum Schrecken der Verteidiger. Das Repertoire des brillanten Technikers an Finten schien unerschöpflich, die Fans begeisterte er mit einer Mischung aus Show, Humor und Zauber. Der Stürmer mit dem Watschelgang und den markanten O-Beinen stoppte den Ball auch mal mit dem Allerwertesten – und war ein Goalgetter der Extraklasse.

Seine Sprüche waren so legendär wie sein eigenwilliger Laufstil. Der Bezeichnung seines Restaurants „Ich danke Sie“, das er in Bottrop betreibt, ging eine Anekdote voraus. Im Spiel Westfalia Herne gegen Rot-Weiss Essen brachte ihm 1965 ein Dialog mit dem Schiedsrichter im typischen Kohlenpott-Slang einen Platzverweis ein. „Ich war mehrfach gefoult worden. Dann bin ich neben meinem Gegenspieler hergelaufen und wollte ihm einen verpassen“, erzählte Lippens später. Der Referee sah das, kam angelaufen und sagte zu Lippens: „Ich verwarne Ihnen.“ Lippens erwiderte: „Ich danke Sie“ – und die „Ente“ flog vom Platz.

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