Wertvoller Dialog auf operativer Ebene

Lina YH Almobuideen, Projektmanagerin im jordanischen Energieministerium, ist überrascht, wie stark Deutschland bereits jetzt von Dürren infolge des Klimawandels betroffen ist. „Was tut Deutschland, um sein Trinkwasser zu schützen?“, fragt sie. Hattermann sagt, das sei kein Grund zur Sorge – zumindest noch nicht. „Wir haben im Moment kein Problem mit dem Trinkwasser, aber um eine ausreichende Qualität zu gewährleisten, brauchen wir einen gewissen Wasserzufluss. Im Berliner Raum sind das derzeit acht Kubikmeter pro Sekunde.“ In Zukunft werde das schwer zu halten sein, sagt Hattermann, deshalb werde überlegt, Wasser aus der Elbe abzuleiten. „Das ist natürlich ein heikles politisches Thema: Man wird sofort behaupten, wir nehmen einer anderen Region etwas weg. Aber solche unpopulären Maßnahmen werden irgendwann nötig sein.“ Dem kann Amritha Ganapathy, Architektin und Stadtplanerin aus Bengaluru, Indien, nur zustimmen. „Mit solchen Problemen haben wir ständig zu kämpfen. Welchen Rat können Sie uns aus deutscher Sicht geben?“ Hattermanns Empfehlung: „Der effektivste Weg hierfür ist aus unserer Sicht, das Bewusstsein für Klimathemen in der Gesellschaft zu stärken. Neben der Forschung sehen wir darin eine der Hauptaufgaben unseres Instituts.“

Das ist vielen Klimaexperten längst klar, vor allem wenn sie aus Regionen kommen, in denen der Klimawandel bereits eine existentielle Bedrohung darstellt. Raj Kushaal Kirtesh ist Direktor für Pazifikpolitik bei Conservation International mit Sitz in Suva auf Fidschi. Der Inselstaat rund 2.000 Kilometer nördlich von Neuseeland droht im Meer zu versinken. Unermüdlich trifft sich Kirtesh mit politischen Entscheidungsträgern auf der ganzen Welt, um auf die schwierige Situation seines Heimatlandes aufmerksam zu machen. Das Besucherprogramm in Deutschland fasziniert ihn, dass es Kontakte zu Menschen ermöglicht, die auf der operativen Ebene involviert sind. „Normalerweise habe ich nur mit relativ hochrangigen Politikern zu tun“, erklärt er. „Das macht natürlich Sinn, aber es ist genauso wertvoll, konkrete Maßnahmen direkt mit Praktikern diskutieren zu können, ohne ein Protokoll befolgen zu müssen. Und genau das bietet die Themenreise hier in Deutschland.“ Vor dem Besuch in Potsdam hatten Kirtesh und die anderen Teilnehmer die Gelegenheit, mit Vertretern des Umweltbundesamtes und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zusammenzukommen.

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