12.11.2025 – 14:24 UhrLesedauer: 4 Min.

Teures Geschenk an die Alten oder fair auch für die Jungen? Um kaum ein Gesetzesvorhaben wird derzeit so gerungen wie um das stabile Rentenniveau. Doch wer hat eigentlich recht?
Bevor Alexander Gunkel zur Antwort ansetzt, schaut der Vorstandschef der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV) kurz nach rechts. „Da gibt es zwischen Frau Piel und mir unterschiedliche Einschätzungen“, sagt er und lächelt. Anja Piel, ebenfalls Mitglied im DRV-Bundesvorstand, lächelt zurück. Sie vertritt die Arbeitnehmer-, Gunkel die Arbeitgeberseite. Und man scheint sich immerhin einig zu sein, dass man sich nicht einig ist – bei der Frage, wem es denn nun wirklich nützt, das Rentenniveau bis 2031 stabil zu halten. Nur den Rentnern und Bald-Rentnern oder doch auch der jungen Generation?
Den rebellierenden Unionsabgeordneten geht es um die zusätzlichen Kosten, die der Plan verursache, das Rentenniveau für weitere sechs Jahre auf 48 Prozent festzulegen. Diese Festschreibung, die sogenannte Haltelinie, führt nämlich dazu, dass auch in den Jahren nach 2031 das Rentenniveau dauerhaft einen Prozentpunkt über dem Niveau liegt, das sich ohne das Rentenpaket ergeben würde. Ein Unding, finden die jungen Politiker. Denn: Die zusätzlichen Kosten müssten durch höhere Beitragssätze und steigende Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt finanziert werden. Eine Belastung, die insbesondere die junge Generation treffe. Doch ist das wirklich so?
Zunächst einmal zum Verständnis: Das Rentenniveau beschreibt, wie hoch die Rente eines Durchschnittsrentners im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen ist. Liegt das Rentenniveau bei 48 Prozent, bedeutet das: Nach 45 Beitragsjahren erhalten Rentner, die 45 Jahre zum Durchschnittsentgelt gearbeitet haben, 48 Prozent des Durchschnittsverdienstes, der dann aktuell gilt. Diese sogenannte Standardrente entspricht heute einem Wert von 1.835,55 Euro brutto im Monat.
Ohne die geplante Verlängerung der Haltelinie würde das Rentenniveau mittelfristig sinken, weil immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentnern gegenüberstehen. Laut aktuellster Prognose läge das Rentenniveau dann im Jahr 2026 bei 48,1 Prozent, 2027 bei 48,0 Prozent und 2028 bei 48,1 Prozent. Ab dem Jahr 2029 bis zum Jahr 2031 würde es auf 47,0 Prozent sinken und läge langfristig unter 48 Prozent. Dieser Mechanismus ist in der Rentenformel festgelegt, um auch Rentner an den Kosten der Überalterung zu beteiligen. Schreibt man das Rentenniveau hingegen gesetzlich fest, während sich der demografische Wandel fortsetzt, müssen andere diese Kosten tragen – entweder über höhere Beiträge oder über Steuermittel.









