Halle an der Saale
Rechte Buchmesse: Tichy beklagt Angriff, Grünen-Abgeordneter wird geschlagen
Aktualisiert am 09.11.2025 – 19:10 UhrLesedauer: 4 Min.
Player wird geladen
Auf einer Buchmesse in Halle präsentieren sich auch Verlage, die der rechtsextremen Szene zugeordnet werden. Am Rande kochen Gemüter hoch und es kommt zu möglichen Angriffen.
Handgreiflichkeiten und Gewalt bei der „alternativen“ Buchmesse „SeitenWechsel“ in Halle (Saale): Der Grünen-Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel musste einen Faustschlag von der Begleitung einer rechten YouTuberin einstecken, der Chefredakteur des Magazins „Tichys Einblick“ lieferte sich eine Auseinandersetzung mit einer Fotografin.
In Halle präsentieren sich an diesem Wochenende rund 100 Aussteller aus dem rechten und teils rechtsextremen Spektrum, darunter etwa das „Compact-Magazin“ oder der Verlag Antaios des Höcke-Vertrauten Götz Kubitschek. Beide sind vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft. Deshalb gab es einen Demonstrationszug zum Messegelände am Samstagmittag und drei weitere Kundgebungen unter dem Motto „Rechte Buchmesse stoppen“. Kurzzeitig wurde eine Zufahrt zum Veranstaltungsgelände blockiert.
Die Polizei in Halle gestattete nicht nur den Gegenprotest sehr nah am Geschehen, sondern setzte auch für Pressevertreter jeweils freie Berichterstattung durch. Auf beiden Seiten war das konfliktträchtig. Die Messeveranstalter beklagten, Besucher würden dokumentiert – was ohne eine Veröffentlichung der Bilder zulässig ist. Gegendemonstranten trafen auf rechte Streamer und Journalisten, die in dem Gegenprotest zur Messe Eindrücke sammelten. Zwei Vorfälle ziehen seither Kreise.
Zuerst verbreitete sich ein Zwischenfall um Roland Tichy vom Morgen. Er schrieb auf X: „Sogenannte Fotografen greifen Passanten an, die sich nicht abbilden lassen. Anzeige ist raus“. Dazu zeigte er zwei Medienschaffende, die er fotografiert hatte. Dazu war der frühere Chefredakteur der „Wirtschaftswoche“, der heute sein eigenes Magazin „Tichys Einblick“ vertreibt, aus Richtung Geländezufahrt gekommen und hatte mit seinem Smartphone einzelne Streamer und Fotografen aus nächster Nähe abgelichtet.
Die Szene ist detailliert zu sehen im Livestream von einer der beiden Personen aus Tichys Tweet. Der Medienaktivist Mounib Ayoub streamte in seinem Kanal „Ansar TV“ live und zeigte auch, wie Tichy ihn fotografierte und anschließend mit der zweiten Person in dessen Tweet aneinander geriet. „Ich könnte Tichy abmahnen“, sagte Ayoub zu t-online. „Er zeigt mich und unterstellt, ich hätte jemanden angegriffen.“
Der Ablauf in seinem Livestream zeigt auch das weitere Geschehen und weckt große Zweifel an Tichys weiterer Darstellung. Von Ayoub wechselte Tichy die Straßenseite zu der Fotografin, die er auch in seinem Tweet zeigt und die dort ihre Kamera vor ihr Gesicht hält. Tichy griff erkennbar nach der Kamera, möglicherweise um ihr Gesicht fotografieren zu können. Die Frau reagierte empört, sie soll angegeben haben, dass nach ihrem Eindruck Tichy nach ihrer Kamera geschlagen habe. Sie hielt ihn in einem Handgemenge fest, in das sich auch eine weitere Person einmischte. Schläge gegen Tichy sind nicht zu erkennen.









