Eine Plastiktüte schwimmt über Korallen im Roten Meer in Ägypten. Ob Sie zu einem Produkt aus Meeresplastik recycelt werden kann, ist fraglich.
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Auf der Welle des blauen Punkts: Ozeanplastik, gemacht aus dem Müll in den Meeren, ist ein gefragter Rohstoff geworden. Nur steckt gar nicht immer drin, was draufsteht.
Der Blassfuß-Sturmtaucher, schokoladenbraunes Gefieder, rosa Füße, ist ein Patient Null. Der Seevogel, der in Kolonien vor der australischen Küste brütet, leidet an einer Plastikose. Plastikteile, die er für etwas Essbares hält, führen dazu, dass sich das Gewebe seines Verdauungstrakts permanent entzündet. Es vernarbt und verhärtet, der Magen kann nicht mehr arbeiten, wie er sollte. Und das Plastik, das all das auslöst, verschwindet nicht. Vor zwei Monaten haben Wissenschaftler dieses Krankheitsbild erstmals an Wildtieren nachgewiesen. Aussicht auf Genesung gibt es kaum. Neues Plastik strömt Jahr für Jahr nach. Der Plastikmüll in unseren Weltmeeren ist, das ist spätestens jetzt klar, weit mehr als ein ästhetisches oder wirtschaftliches Problem.
Irgendwie wegschaffen zu wollen, was den Lebewesen der Meere und über die Nahrungsketten auch dem Menschen ans Wohl geht, liegt nahe. So wächst nicht nur die Zahl an Organisationen, die sich auf die Fahne schreiben, den Ozean vom Plastikmüll zu befreien, sondern auch die von Unternehmen. Dabei versprechen sie ihren Kunden gleich noch etwas: Ihr dürft euch als Teil dieses Kampfes fühlen, wenn ihr nur einen Schuh oder Badeanzug aus „Ozeanplastik“ kauft. Der Müll in den Meeren wird als ein Rohstoff vermarktet, der suggeriert: Dieses Produkt rettet eine Schildkröte, einen Wal, einen Blassfuß-Sturmtaucher. Die Wahrheit ist um einiges komplizierter.