Der Chefsprecher der ARD-Nachrichten zeigt sich in einem Interview von einer ungewohnt emotionalen Seite. Jens Riewa enthüllt ein privates Trauma, dessen Folgen ihn bis heute belasten.

Perfekt sitzende Krawatte, ernste Miene, seriöse Stimme – so kennen die ARD-Zuschauer Jens Riewa. Seit Anfang der Neunzigerjahre ist der Journalist bei der „Tagesschau“, trat 2020 die Nachfolge von Jan Hofer als Chefsprecher der Hauptnachrichten an. So gut wie täglich hält er ein Millionenpublikum über das Weltgeschehen auf dem Laufenden.

Persönliche Emotionen sind dabei fehl am Platz. Die zeigte Jens Riewa nun in einer anderen Sendung. Er war zu Gast in dem NDR-Format „Käpt’ns Dinner“, das an Bord eines U-Bootes im Hamburger Hafen gedreht wird. Eine große Herausforderung für den 60-Jährigen, denn „ich habe massive Platzangst“, gesteht er dem Moderator Michel Abdollahi gleich zu Beginn.

„Ich hatte mit dem Leben abgeschlossen“

Auslöser dafür sei ein schwerer Autounfall vor zehn Jahren gewesen, der aufgrund eines technischen Defekts passierte. „Ich bin mit einem Testwagen bei Tempo 200 auf der Autobahn zwischen den Leitplanken vierzehnmal hin und her“, berichtet Jens Riewa. Er habe in diesem Moment „mit dem Leben abgeschlossen“, so der Nachrichtensprecher. „Eine wirkliche Nahtoderfahrung, die ich meinem schlimmsten Feind nicht wünsche.“

Jens Riewa konnte sich damals über einen Spalt im Fenster befreien, blieb unverletzt. Doch einige Wochen später „begannen die klassischen Probleme einer posttraumatischen Belastungsstörung“, erzählt er und enthüllt: „Ich bin psychisch zusammengebrochen und musste mich in Behandlung begeben.“

Bis heute hat der Journalist mit den Folgen des Unfalls zu kämpfen – und wird plötzlich vor der Kamera von seinen Emotionen übermannt. „Konzentrieren“, sagt Jens Riewa zu sich selbst, legt eine Pause ein, um die Tränen zurückzuhalten, atmet tief durch und schluckt schwer. Seit Kurzem seien die Probleme „stärker denn je“, offenbart er. Eine Fernsehsendung über Höhlenforscher habe bei ihm aus dem Nichts „einen Schalter umgelegt“.

Um seine Ängste in den Griff zu bekommen, mache er nun eine Gesprächstherapie und nehme „manchmal ein Mittel gegen Panikattacken“ ein, gibt er zu. Für diese Ehrlichkeit bekommt der 60-Jährige viel Zuspruch. „Hut ab, ich wäre da nicht reingegangen. War ein tolles Gespräch“, „Es ist stark, Schwächen zu zeigen“ oder „Sie waren sehr ehrlich und damit sehr sympathisch“ ist unter einem Facebook-Beitrag, den Jens Riewa zu der Sendung teilte, zu lesen.

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