CSU-Parteitag
Söder-Müdigkeit in der CSU?
Aktualisiert am 12.12.2025 – 20:08 UhrLesedauer: 4 Min.
Zwei Jahre nach seinem Rekordergebnis bei der Vorstandwahl muss Markus Söder eine herbe Pleite verkraften. Dies liegt nicht nur daran, dass der CSU-Chef auch mal gesungen hat.
Mit einer solchen Klatsche für CSU-Chef Markus Söder haben wohl selbst die größten Pessimisten in der CSU nicht gerechnet: Nur 83,6 Prozent der Delegierten stimmen für die fünfte Amtszeit des 58-jährigen Franken an der Spitze der Partei. Mehr noch: 104 Stimmen sind gegen Söders Arbeit – und das ohne eine auch nur ansatzweise absehbare personelle Alternative, geschweige denn einen Gegenkandidaten.
Es ist mit Abstand das schlechteste Ergebnis, das Söder seit seiner ersten Wahl Anfang 2019 erreichte. In der CSU-Historie ist es gar das viertschlechteste Ergebnis – wenn man die wenigen Wahlen mit Kampfkandidaturen herausrechnet.
Kein Wunder also, dass nach der Verkündung des Ergebnisses das Raunen in der Münchner Messehalle gefühlt lauter ist als der Höflichkeitsapplaus. „Ja, ich bedanke mich für das Vertrauen, vielen, vielen Dank, dankeschön“, antwortet Söder auf die Frage, ob er die Wahl annimmt. Doch wer ihn hört und dabei sieht, weiß: Dies ist keine echte Freude.
Dieser Abend tut Söder weh. Und dies nicht nur an diesem denkwürdigen Freitagabend und nicht nur wegen der 13 verlorenen Prozentpunkte im Vergleich zu vor zwei Jahren. Diese Verletzung wird Söder länger mit sich herumtragen – mindestens bis zur nächsten Wahl zum Vorsitzenden 2027.
2021 hatte Söder in gewisser Weise schon mal erlebt, wie sich ein Dämpfer bei dieser Wahl anfühlen kann. Damals wählten ihn „nur“ 87,6 Prozent der Delegierten, was verglichen zur Wahl Ende 2019 (91,3 Prozent) eine Verschlechterung war. Und auch dieses Mal wurde die 90-Prozent-Marke schon seit Tagen in der CSU als Gradmesser diskutiert. Bei allen Wetten lautete immer die Frage: Mehr oder weniger als 90 Prozent? Schon 2023 wirkte Söders vierte Wiederwahl mit 96,6 Prozent wie eine heilsame Medizin.
Seit Tagen und Wochen hatte Söder versucht, in der Partei für seine Wiederwahl zu werben. Und dies nicht nur mit Worten. Im Berliner Koalitionsausschuss wie im Münchner Kabinett „lieferte die CSU“, wie Söder es selbst nannte, am laufenden Band, arbeitete alle Wahlversprechen der CSU ab. Dabei stieß insbesondere der schuldenfreie Doppelhaushalt („Stoibers Erbe“) auf maximales Wohlwollen in der CSU.
„Hätte Bayern auch noch neue Schulden gemacht, wäre das heute richtig schiefgegangen“, fasst ein hochrangiger Delegierter die Lage zusammen, der selbst nach eigenen Worten für Söder gestimmt hatte. Eine einfache Erklärung, woran es gelegen hat, kann in den Stunden nach der Wahl niemand geben. Manche schieben es auf die zu wenig kämpferische Rede, ein hochrangiger CSU-ler betont unter der Hand, dies sei eine „ernste Mahnung zu mehr Teamarbeit und Geradlinigkeit“.











