Neuer Staubsauger oder Kühlschrank? Produktvergleiche helfen, die richtige Wahl zu treffen. Die bekannteste Institution in diesem Bereich wird 60 Jahre alt.
Die Detailversessenheit geht bei der Stiftung Warentest schon beim Staub los. Hier kommt kein gewöhnlicher Alltags-Schmutz auf den Teppich, kein Staub, wie ihn jeder unter der Couch findet. Nein, es ist ein „Prüfstaub“, ein DIN-genormtes Gemisch aus Mineralstaub, Zellulose und Baumwollfasern. Kosten: 260 Euro pro Kilogramm. Bedarf pro geprüftem Staubsauger: 0,5 bis 2 Kilogramm.
Ein Testdurchlauf wird demonstriert. 25 Gramm Sand kommen auf einen Teppich, der aus Naturwolle ist und ganz bestimmte Anforderungen erfüllen muss – kurz zusammengefasst: Der Staub muss immer möglichst gleich in seinen Fasern verschwinden, sodass jeder Sauger die genau gleichen Bedingungen hat. Auch das Einarbeiten des Staubs in die Fasern durch eine Maschine folgt klaren Vorgaben.
Dann wird der Testsauger in eine Vorrichtung eingespannt, von Planken begrenzt fährt er mit 0,5 km/h und konstantem Druck mehrmals über die staubige Teppichstelle. Am Ende wird gewogen, wie viel von den 25 Gramm Staub im Sauger gelandet sind. Allein auf diesem Teppicht macht so ein Testgerät diverse Durchläufe.
Name und Ort müssen geheim bleiben
Im sogenannten Bodenpflegeraum eines Prüfinstituts in Sachsen werden Produkttests für die Stiftung Warentest durchführt. Der genaue Ort ist geheim und darf ebenso wenig genannt werden wie der Name des Instituts. Das soll mögliche Einflussnahme-Versuche von Herstellern unterbinden. Nur so viel: Mehr als 100 Institute und Labore beauftragt die Stiftung nach eigenen Angaben regelmäßig.
Dieses prüft nicht nur Staubsauger im Auftrag der Warentester: Akkuschlagbohrschrauber, Kühlschränke, Waschmaschinen, Wanderstöcke, Garten-Häcksler, Fritteusen, Backöfen, Saug-Wisch-Roboter, Rasenmäher und Rasenroboter zählen zu den Produkten, zu denen das Prüfinstitut an diesem Tag Einblicke in die Testverfahren gibt.
Rasenmäher fahren hier unter anderem über einen genormten Prüfrasen vor einem der Gebäude und werden im Dauertest 100 Stunden über Holzplanken hin und her gezogen – eine rüttelnd-klackernde Monotonie.
Stiftung Warentest wird 60
60 Jahre alt wird die Stiftung Warentest in diesem Jahr. Sie wurde 1964 auf Beschluss des Deutschen Bundestages gegründet. Stifterin und Satzungsgeberin ist die Bundesrepublik Deutschland. Ähnliche Organisationen gibt es in vielen, vor allem westlichen Ländern, die größte ist Consumer Reports in den USA.
Wie sich die Stiftung Warentest finanziert
Jährliche staatliche Unterstützung erhält die Stiftung Warentest seit 2024 nicht mehr. 2022 machten diese sogenannten Zuwendungen noch 1,5 Prozent an der Jahresfinanzierung von 62,8 Millionen Euro aus. Kapitalerträge aus dem Stiftungsvermögen, das durch öffentliche Gelder aufgebaut wurde, hatten 2022 einen Anteil von 9,5 Prozent – sie sind weiter eine relevante Stütze bei der Finanzierung.
Zum Großteil trägt sich die Stiftung Warentest nach eigenen Angaben aus dem Verkauf von Heften, Büchern und Testinhalten auf ihrer Website (2022: 77,4 Prozent). Ein weiterer Teil – 2022 waren es 9,6 Prozent – kommt aus Markenlizenzen, wenn Hersteller mit einem Testergebnis und dem Warentest-Logo werben wollen. Will eine Firma ein Jahr lang auf der Produktverpackung, in Zeitungen und im Internet damit Werbung machen, kostet das 11.300 Euro. Sollen es auch Spots in TV und Kino sein, steigt der Preis auf 26.600 Euro.
Gute Testergebnisse sind beliebt
Wer gut im Test abschneidet, für den ist das attraktiv. Denn Produkte mit Warentest-Bestnoten verkaufen sich: Die meisten Menschen kennen die Stiftung, ein Großteil vertraut ihren Einschätzungen. Schlechte Noten können im Umkehrschluss das Aus für ein Produkt sein. Dieser Verantwortung sei man sich bewusst, heißt es von der Stiftung Warentest.