Arian (6) aus Elm bei Bremervörde ist nun seit zehn Tagen verschwunden. Eine Ermittlergruppe der Polizei versucht weiterhin, ihn zu finden. Wie arbeiten die Polizisten?

In den ersten Tagen nach dem Verschwinden des autistischen Sechsjährigen war mit Hunderten Helfern nach dem Jungen gesucht worden. Doch die bisherigen Bemühungen waren vergeblich. Nun soll eine Ermittlergruppe der Polizei systematisch allen Spuren und Hinweisen aus der Bevölkerung nachgehen. „Unser Ziel ist es zu klären, was mit Arian passiert ist“, erklärt der Pressesprecher der Polizei Rotenburg, „im Idealfall haben wir am Ende ein klares Bild. Wir wissen aber nicht, ob das in diesem Fall möglich sein wird.“

Fünfköpfige Ermittlungsgruppe mit Erfahrung in Vermisstenfällen

Die Ermittlergruppe besteht aktuell aus fünf Polizisten aus dem kriminalistischen Ermittlungsdienst der Dienststellen in Zeven und Bremervörde. Alle hätten viel Erfahrung im Bereich Vermisstenfälle. Es komme im Polizeialltag öfter vor, dass Menschen verschwinden, berichtet der Polizeisprecher, aber oft seien es ältere Menschen, die aus Pflegeheimen abhandenkommen und schneller wieder gefunden würden.

Die Ermittlungsgruppe sichte und priorisiere nun alle Ansatzpunkte und Hinweise aus der Bevölkerung, um ein bestmögliches Bild des Abends zu bekommen, an dem Arian verschwunden ist, und davon, was danach geschehen sein könnte. Weitere Zeugen würden vernommen.

Video und Zeugen entlasten die Eltern

„Als Erstes wird aufgrund entsprechender Erfahrungswerte in solchen Fällen im direkten Umfeld der Kinder ermittelt“, so der Polizeipressesprecher. Insofern sei es sehr wichtig, dass es eine Videoaufnahme einer Überwachungskamera gebe, die den kleinen Arian am Abend des Tages aufnahm, an dem er von zu Hause verschwand. Außerdem gebe es auch eine überprüfbare Aussage eines Zeugen, der den kleinen Jungen am selben Abend am Rande des Wohngebiets am Radfelds gesehen habe, wie er ruhig am Waldrand entlanggelaufen sei und mit der Hand durch Blätter gestrichen habe. „Damit wird die Aussage der Eltern, dass der Junge das heimatliche Gelände verlassen hat und weggelaufen ist, bestätigt“, sagt der Pressesprecher.

Natürlich werde in alle Richtungen weiterermittelt, weil nach dieser letzten Sichtung derzeit kein Hinweis darauf bestehe, was passiert sein könnte. Arian könne immer noch Opfer eines Verbrechens geworden sein.

Ermittlungen zum Fluss

„Wir haben natürlich auch im Blick, dass der Junge doch in die Oste gefallen sein könnte“, erklärt der Polizeipressesprecher weiter. Die Oste ist der Fluss, der das Suchgebiet durchzieht. Zwar hätten Feuerwehr und Polizei bereits ab dem ersten Tag mit Sonarbooten, Tauchern und speziell ausgebildeten Suchhunden im Fluss nach dem Jungen gesucht. Aber das Gelände sei teilweise sehr schwer zugänglich. Die Sonarboote hätten Schallanlagen, um Gegenstände im Wasser zu vermelden. Die Hunde seien trainiert, um Gase aus dem Wasser erschnüffeln zu können. Und die Taucher wurden nicht nur im Fluss eingesetzt, sondern auch in Wasserarmen, Tümpeln und an den Übergängen zu Rohren und Kläranlagen. Trotzdem gibt es bisher noch keine Spur von Arian.

Ein kindlicher Körper würde in einem Unglücksfall schnell auf den Boden sinken, weil er nicht viele Gase enthalte, so der Polizeisprecher. Die Wassertemperatur von etwa acht Grad unterstütze dies. Das hieße, der Körper würde erst nach längerer Zeit wieder an die Oberfläche kommen. Die Oste fließe in die Elbe, die wiederum in die Nordsee mündet. Andererseits gibt es in der Oste auch einen Tidenhub, der einen Körper in die andere Richtung bewegen könnte. „Wir wünschen uns eine Aufklärung aller weißen Flecken“, sagt der Polizeipressesprecher, „aber wir müssen auch den Gedanken zulassen, dass wir vielleicht nie erfahren, was passiert ist.“ Bis dahin werde aber alles Mögliche getan, um Arian zu finden.

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