Lovely und Monty sind die Macher hinter dem „heimlichen EM-Song 2024“. Ein Gespräch mit den beiden Künstlern, die eigentlich Taxifahrer sind.

Dass sie einmal den „heimlichen EM-Song 2024“ schreiben würden, hätten die beiden Brüder Lovely und Monty wohl kaum gedacht, als sie vor 40 Jahren aus Nordindien nach Hamburg kamen. Jetzt heizen sie mit ihrem Lied „Diese EM“ die Fußballstimmung in der Bundesrepublik an. Ihr Erfolgsrezept: Panjabi-Beats, gemischt mit deutschen Texten.

Eigentlich sind Lovely und Monty Taxifahrer in Hamburg. Zehn bis elf Stunden täglich stehen sie für Fahrten bereit. Doch dazu kommen sie in letzter Zeit immer weniger: zahlreiche Presseanfragen aus dem In- und Ausland, Auftritte wie zuletzt beim Public Viewing auf dem Heiligengeistfeld. „Dollywood“ – also Bollywood in Deutschland –, wie sie ihre selbst kreierte Musikrichtung nennen, scheint bei den Deutschen einen Nerv getroffen zu haben.

Die helle Melodie der Tumbi, des nordindischen Zupfinstruments, gepaart mit den einprägsamen Panjabi-Beats, bleibt im Ohr. „Das Lied macht Laune“, erklären Lovely und Monty ihren eigenen Song, „beim Hey, Hey, Hey, können alle Menschen mitmachen.“ Das sei der Kern der Panjabi-Musik.

Früher hätten sie in ihrer Muttersprache Panjabi gesungen und die Musik ihren Taxigästen vorgespielt. Zu schade, dass man nicht mitsingen könne, meinte eines Tages ein Fahrgast zu Lovely. Er solle doch einmal auf Deutsch texten.

„Da fing die Katastrophe an“, erinnert er sich und lacht. Sieben Monate dauerte es, bis das erste Lied „Wenn Du jemand von Herzen liebst“ entstand. Es folgte gleich ein ganzes Album, darunter auch eine Liebeserklärung an die Stadt Hamburg. Dabei blieb es nicht: Seit 2012 bringen sie zu jeder WM und EM ein neues Lied heraus, das sich als Hit entpuppt. Doch dieses Jahr ist der Hype größer als sonst.

Eine Taxifahrt mit Monty: Auf dem Bildschirm spielt er das Musikvideo seines EM-Hits ab. Die Tumbi, das nordindische Zupfinstrument, fährt dabei immer auf dem Armaturenbrett mit. (Quelle: Beatrice von Braunschweig)

Am Wochenende durften sie vor den Fußballfans auf dem Heiligengeistfeld singen. Lampenfieber? Ein Fremdwort. „Nein, nein, nein, wir machen das schon seit Jahren!“, stellt Monty klar. Er schüttelt den Kopf.

„Wir sind doch zu zweit“, ergänzt Lovely seinen Bruder und zuckt betont lässig mit den Schultern, „wir schmeißen uns die Bälle hin und her.“ Ihre Auftritte passierten spontan, eine Vorbereitung bräuchten sie nicht. „Wir üben im Taxi. Da singen wir ständig!“

Die Studentinnen Lara (20) und Leonie (19) kennen Lovely und Monty seit mehr als zehn Jahren. Früher saßen sie regelmäßig bei Monty – dem „singenden Taxifahrer“ – im Auto. „Das war immer eine lustige Taxifahrt“, erzählen sie am Telefon. Im letzten Musikvideo standen sie im Hintergrund, tanzten und schwangen die Deutschlandfahnen.

„Gerade in dieser Zeit mit all den Unstimmigkeiten in der Bevölkerung“, sagen Lara und Leonie, „können Fußball und die EM Gemeinschaft und Freude bringen.“ Lovelys und Montys Musik mit ihrem Tempo und Spaßfaktor täten dabei einfach gut.

Auch wenn die beiden immer im Duo auftauchen, wird schnell klar, dass Monty derjenige ist, der den Ton angibt. Er ist der Ältere, er hat das Taxiunternehmen gegründet, er schreibt die Lieder. Seine Anzugschuhe sind poliert. Er zwirbelt regelmäßig seinen Schnurrbart nach oben – Zeichen seines Stolzes, wie er sagt. Lovely scheint das nicht zu stören und erklärt mit einem Zwinkern: Wäre sein Bruder anstrengend, wäre er schon längst weggelaufen.

In einer Sache sind sich beide einig: Sie wollen nicht schneller, höher, weiter. Erst kürzlich hätten sie ein Angebot einer namhaften Produktionsfirma ausgeschlagen. „Vor einem großen Hai musst Du Dich schützen“, wirft Monty ein. Das Lob der Fans, die Selfies seien Bezahlung genug.

Vor Kurzem habe bei Monty ein junger Mann namens Stefan im Taxi gesessen. Von ihm bekam er das schönste Kompliment: „Es ist eine Sünde, wenn Du nicht auf jeder Taxifahrt Deine Musik vorspielst!“

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