Deutschland diskutiert über Prostitution

Studie zeigt: Das leistet das Nordische Modell

Aktualisiert am 06.11.2025 – 13:27 UhrLesedauer: 3 Min.

Neonreklame für ein Bordell (Archivbild): Unionspolitikerinnen wollen die Frauen besser vor Ausbeutung schützen. (Quelle: IMAGO/Andreas Poertner/imago)

Deutschland diskutiert über das Ausmaß der Prostitution im Land. Jetzt plädieren Politikerinnen für ein Verbot nach skandinavischem Vorbild. Das steckt dahinter.

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) nennt Deutschland den „Puff Europas“. Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) spricht fast wortgleich vom „Bordell Europas“. Beide Unionspolitikerinnen fordern ein strengeres Vorgehen gegen Prostitution und ein Sexkaufverbot in Deutschland.

„Wenn wir sonst über Frauenrechte sprechen, aber sagen, dass Prostitution ein Beruf wie jeder andere sei, dann ist das nicht nur lächerlich, sondern Verächtlichmachen von Frauen“, so die Bundestagspräsidentin. „Es gibt auch keine Schülerpraktika in diesem Beruf.“

Er kommt in seiner Analyse zur Umsetzung in den drei Ländern Schweden, Norwegen und Frankreich zu dem Schluss, „dass ein integrierter Ansatz aus Strafverfolgung, Prävention und sozialer Unterstützung essenziell für den nachhaltigen Erfolg ist“. t-online gibt einen Überblick über die Vor- und Nachteile der skandinavischen Regelung.

Das Nordische Modell stellt den Kauf sexueller Dienstleistungen sowie deren organisierte Vermittlung unter Strafe – entkriminalisiert aber die Prostituierten selbst und bietet ihnen umfassende Unterstützung beim Ausstieg und Neuanfang.

Schweden führte die Regelung 1999 ein. Norwegen folgte 2009, Frankreich im Jahr 2016. Auch andere Länder wie Israel, Kanada und Island haben die Regelung eingeführt.

In Frankreich wird beim Sexkauf eine Geldstrafe von knapp 2.000 Euro fällig, Wiederholungstäter zahlen das Doppelte. In Schweden wird der Erwerb sexueller Handlungen mit einer Geldbuße oder Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr bestraft. Selbst der Versuch ist strafbar.

Norwegen sieht ein ähnliches Strafmaß vor, setzt jedoch auf ein besonderes Prinzip, das Fachleute Extraterritorialität nennen. Sprich: Das Gesetz greift auch außerhalb Norwegens. Norwegische Staatsbürger können also auch für Sexkauf im Ausland verfolgt werden. In allen drei Ländern wird auch Zuhälterei unter Strafe gestellt.

Rechtswissenschaftler Drobnik spricht in seiner Studie neben einem strafrechtlichen Schutz der Frauen vor allem von einem besseren Vorgehen gegen Menschenhandel. So gingen die Ermittlungen im Fall von Menschenhandel in Norwegen nach Einführung des Gesetzes um rund vierzig Prozent zurück. „Ursache hierfür ist die Kombination aus Sexkaufverbot und Zuhältereiverbot, welche die Attraktivität des norwegischen Marktes für Menschenhandel signifikant reduzieren konnte“, so Drobnik.

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