Putins Armee „weiterhin stark“

General: Russland kann Nato schon jetzt angreifen


Aktualisiert am 08.11.2025 – 04:06 UhrLesedauer: 3 Min.

Russische Soldaten feuern einen schweren Mörser in der Ukraine ab (Symbolbild): Russland könnte schonm jetzt die Nato angreifen, warnt ein Bundeswehrgeneral. (Quelle: IMAGO/Sergey Bobylev)

Bundeswehrgeneral Sollfrank sieht Russland schon jetzt in der Lage, die Nato anzugreifen. Allerdings gibt es auch Einschränkungen.

Russland ist nach Ansicht eines Bundeswehrgenerals bereits jetzt in der Lage, einen begrenzten Angriff auf die Nato durchzuführen. „Man muss betrachten, was hat Russland aktuell und was kann es damit tun“, sagte Generalleutnant Alexander Sollfrank, Chef des operativen Führungskommandos der Bundeswehr, in einem am Freitag veröffentlichten Reuters-Interview. „Daran gemessen könnte Russland Nato-Gebiet in kleinerem Maßstab bereits morgen angreifen.“ Bei weiterer Aufrüstung sei bis 2029 auch ein großangelegter Angriff denkbar. Ob er komme, hänge jedoch sehr stark vom Verhalten des Westens ab.

Sollfrank sieht Russland bereits jetzt schon mit hybriden Angriffen aktiv. Moskau provoziere und versuche, die Reaktionsschnelligkeit der Nato zu testen. Nicht immer könne man Aktionen direkt russischen Akteuren zuordnen. „Das ist Methode“, sagte der General. „Und diese Methode hat zum Ziel, Unsicherheit zu schüren, Angst zu erzeugen, zu schädigen, zu spionieren, zu testen.“ Die Russen nannten dies „nichtlineare Kriegführung“. „Das ist Kriegführung mit Angstmachen“, sagte Sollfrank.

Der General begründete seine Einschätzung mit der Stärke der russischen Streitkräfte. Die Luftstreitkräfte seien trotz Verlusten im Großen und Ganzen intakt. Die Landstreitkräfte verzeichneten zwar Verluste, doch sei die Zahl der Kampfpanzer so stark, dass ein begrenzter Angriff bereits jetzt denkbar sei. Zudem wolle Russland seine Truppenstärke auf 1,5 Millionen Soldaten aufstocken.

Russland liegt auch nach einem aktuellen Bericht des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) inzwischen deutlich vor mehreren großen europäischen Staaten. Der „Kiel Report No. 3“ zeigt, dass Moskau über verschiedene Waffensysteme hinweg mehr produziert als vier europäische Länder zusammen – und das mit zunehmender Effizienz.

Um das Kräfteverhältnis zu Europas Gunsten zu verschieben, müssten die europäischen Produktionskapazitäten laut den Forschern etwa verfünffacht werden. Besonders kritisch sei, dass viele europäische Rüstungsprojekte mit Lieferverzögerungen von mehr als drei Jahren kämpfen. Russland profitiere dagegen von einer zentralisierten Rüstungssteuerung und höheren Ausgaben, die in Kaufkraft gemessen denen der EU und Großbritanniens zusammen entsprechen.

General Sollfrank verwies darauf, dass Russland seit 20 Jahren die gleiche Strategie verfolge: die Sicherheitsarchitektur in Europa zu verändern. Diese setze Russland trotz massiver eigener Verluste im Krieg gegen die Ukraine weiter um. Die Nato könne dem nur begegnen, indem sie „klare rote Linien“ aufzeige und durch gute Vorbereitung abschreckend wirke.

Die Nato will künftig zur Abschreckung vor allem Russlands stärker die eigenen nuklearen Fähigkeiten herausstellen. „Es ist wichtig, dass wir mit unseren Gesellschaften mehr über nukleare Abschreckung sprechen, um sicherzustellen, dass sie verstehen, wie diese zu unserer allgemeinen Sicherheit beiträgt“, sagte Nato-Generalsekretär Mark Rutte der „Welt am Sonntag“. „Wenn Russland gefährliche und rücksichtslose nukleare Rhetorik verwendet, müssen unsere Bevölkerungen wissen, dass kein Grund zur Panik besteht, da die Nato über eine starke nukleare Abschreckung verfügt, um den Frieden zu bewahren.“

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