„Besser als ihr Ruf“
Rente am Ende? Experte widerspricht deutlich
07.11.2025 – 11:25 UhrLesedauer: 2 Min.
Viele Deutsche glauben, die gesetzliche Rente sei nicht mehr sicher. Doch Rentenberater sehen das anders und werfen Politik und Finanzbranche vor, das Vertrauen selbst zu zerstören.
Dass die Umfrage so pessimistisch ausfalle, liege „vor allem daran, dass die Rente in der Öffentlichkeit häufig schlechtgeredet wird“, sagt Andreas Irion, Präsident des Bundesverbands der Rentenberater. „Sie ist, wenn auch reformbedürftig, besser als ihr Ruf.“
Irion kritisiert, dass sich Medien und Teile der Politik gegenseitig in Untergangsszenarien überbieten. „Wenn eine Bank und ein Vermögensverwalter betonen, wie schlecht die gesetzliche Rente beleumundet ist, und herausstellen, wie wichtig private Vorsorge ist, dann scheint die Motivation dieser Auftraggeber einigermaßen durchsichtig zu sein“, sagt er.
Die Folge: Ein Teil der Bevölkerung halte das System inzwischen tatsächlich für instabil – nicht weil es das sei, sondern weil es ständig so dargestellt werde. „Sich gegenseitig mit Vorwürfen für echte und vermeintliche Versäumnisse zu überhäufen und ständig das Ende der gesetzlichen Rente herbeizureden, ist unverantwortlich, inhaltlich schlicht falsch und verursacht ja genau den Vertrauensverlust“, so Irion weiter.
Der Verband fordert eine überparteiliche Verantwortung beim Thema Altersvorsorge und mehr Sachlichkeit in der Debatte. Besonders betont Irion die Vorteile des bestehenden Systems: „Insbesondere die Anknüpfung der Rentenentwicklung an die Lohnentwicklung – und damit ein indirekter Inflationsschutz, um den man sich nicht kümmern braucht – wird von vielen Menschen entweder geschätzt oder unterschätzt.“
Zudem sei es möglich, die Rente zu reformieren. „Zur langfristigen Stabilisierung der Altersvorsorge – ohne demografischen Druck – gibt es je nach Zählweise etwa zehn Stellschrauben. Wenn wir an jeder ein kleines bisschen in die richtige Richtung drehen, bräuchte es keine die Gesellschaft oder die Generationen spaltende Debatten“, sagt Irion.
Als Beispiel nennt er eine frühzeitigere, dafür aber geringere Anpassung des Beitragssatzes. Das wäre, so der Verbandschef, „eine einfache Maßnahme zur Generationengerechtigkeit“. Denn damit würde sich auch die Generation der Babyboomer stärker an der Finanzierung beteiligen müssen, bevor sie in den kommenden Jahren selbst in den Ruhestand wechselt.
Grundsätzlich sieht der Bundesverband der Rentenberater die Altersvorsorge in Deutschland auf einer soliden Basis. „Unser Rentensystem mit den drei Säulen gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge ist stabil“, so Irion. „Aber die Politik machte bis zuletzt in Teilen inkonsistente Renten- und Sozialgesetze.“
Ein Anliegen des Verbands ist es, junge Menschen besser über die gesetzliche Rente aufzuklären. „Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Studierende sind oft gar nicht oder nur sehr ungenau über die gesetzliche Rente mit Inflations- und Erwerbsminderungsschutz informiert“, sagt Irion. In seinen Augen sollte man das Thema spätestens in der zehnten Klasse in den Lehrplan aufnehmen und auch über die Möglichkeiten der betrieblichen wie privaten Altersvorsorge aufklären.
