Todesfahrt von Magdeburg
Prozess zu Weihnachtsmarkt-Anschlag – Fahrer will aussagen
Aktualisiert am 11.11.2025 – 04:30 UhrLesedauer: 3 Min.
Sechs Tote, mehr als 300 Verletzte: Der Prozess gegen den Todesfahrer von Magdeburg gilt als einer der größten der Nachkriegsgeschichte. Er wird die Justiz noch länger beschäftigen.
Der Prozess zum Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt mit sechs Toten und über 300 Verletzten wird am Dienstag (9.30 Uhr) voraussichtlich mit der Aussage des Angeklagten fortgesetzt. Taleb al-Abdulmohsen hat angekündigt, sich „stundenlang, vielleicht tagelang“ äußern zu wollen. Er will vor dem Landgericht Magdeburg auch Fragen beantworten.
Am Montag begann dort der Prozess gegen den Todesfahrer unter starken Sicherheitsvorkehrungen. Der Angeklagte aus Saudi-Arabien wurde mit einem Hubschrauber aus der Haftanstalt Burg zum Prozess gebracht.
Al-Abdulmohsen arbeitete als Arzt in Sachsen-Anhalt und war am 20. Dezember 2024 mit einem Mietwagen über den Weihnachtsmarkt gerast. Zuerst erfasste er Passanten, die an einer Fußgängerampel warteten. Mit bis zu 48 Kilometern pro Stunde lenkte er den mehr als zwei Tonnen schweren und 340 PS starken Wagen dann auf den Weihnachtsmarkt.
Am ersten Prozesstag gab der Angeklagte zu, an jenem Dezembertag am Steuer gesessen zu haben. „Ich bin derjenige, der das Auto gefahren hat“, sagte al-Abdulmohsen. Weitere konkrete Angaben machte er zunächst nicht. Es gab keine Entschuldigung, kein Zeichen der Reue.
Stattdessen äußerte sich der 51-Jährige mit teils weinerlicher Stimme und Taschentuch vor dem Gesicht zu vermeintlichen Vertuschungen der Polizei und kritisierte Medien.
Er hielt seinen Laptop hoch, wo „Sept. 2026“ zu lesen war. „Da ist die nächste politische Wahl in Sachsen-Anhalt“, erklärte der aus Saudi-Arabien stammende Mann, der als Islamkritiker bekannt ist. Am 6. September 2026 wird in Sachsen-Anhalt ein neuer Landtag gewählt. Der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg ermahnte den Angeklagten, politische Äußerungen zu unterlassen und sich auf die Tatvorwürfe zu konzentrieren.
Die Anklage wirft dem 51-Jährigen unter anderem vollendeten Mord in sechs Fällen und versuchten Mord an weiteren 338 Menschen vor. Aus einer „vermeintlich persönlichen Frustration“ heraus sei es dem Beschuldigten darum gegangen, eine „möglichst große Menge von Personen“ zu erfassen, hieß es. Seit der Tat befindet sich der Mann in Untersuchungshaft.
Das Verfahren gehört zu einem der größten der Nachkriegsgeschichte. Rund 180 Betroffene und Hinterbliebene treten bislang als Nebenkläger auf, vertreten durch etwa 40 Anwälte. Ein Interims-Gerichtsgebäude wurde errichtet, damit alle teilnehmen können.
Der Angeklagte befindet sich in der Obhut des Justizvollzugs Sachsen-Anhalt. Vor dem Prozess hatte er mehrere Monate in Berlin in Untersuchungshaft gesessen. Nach dpa-Informationen wird al-Abdulmohsen jeweils zu den Prozesstagen geflogen. Das Landgericht Magdeburg hat bis zum 12. März 2026 zunächst knapp 50 Verhandlungstage angesetzt.
