Vereinspräsident Werner Wolf spricht bereits vor dem Abstieg des 1. FC Köln über einen möglichen Wiederaufstieg und erläutert sein Vertrauen in die Geschäftsführung.

Der Abstieg des 1. FC Köln steht noch nicht fest, der Plan für den Fall der Fälle schon: „Sollte es so kommen, dann werden wir uns das Ziel Wiederaufstieg in den ersten beiden Jahren setzen“, erklärt Präsident Werner in einem Interview mit der „Kölnischen Rundschau“ – unmittelbar vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg, das den Absturz der „Geißböcke“ in die Zweitklassigkeit besiegeln könnte.

Nach längerem Schweigen hat das Vereinsoberhaupt innerhalb weniger Tage zwei Interviews gegeben, die sich in der Kategorie „ungünstiger Zeitpunkt“ ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Am Montag stellte Wolf zunächst seinem Vorstandsteam und sich sowie auch der Geschäftsführung – noch vor Saisonende – einen liga-unabhängigen Freifahrtschein aus. Nun folgt die mögliche Zielsetzung für die 2. Bundesliga – am Freitagabend, 24 Stunden bevor die Kölner Mannschaft darum kämpfen soll, den Gang ins Unterhaus noch zu verhindern.

Wolf verteidigt viel diskutiertes Interview

Es wäre ein Leichtes, bei Fragen zum Abstiegsfall die bestehende Hoffnung auf den Klassenerhalt anzuführen – zu erklären, dass der gesamte Fokus den restlichen drei bis fünf Spielen gelte, bevor man neue Ziele ausgibt. Doch diese Chance lässt der promovierte Psychologe aus. Obwohl er selbst, „klar“, noch an den Verbleib in der Bundesliga glaube.

Darüber hinaus nutzt Wolf Interview Nummer zwei, um Interview Nummer eins, das hitzige Debatten im Umfeld und reichlich Fan-Kritik nach sich zog, zu rechtfertigen. „Uns war es wichtig, in dieser schwierigen Saisonphase deutliche Botschaften nach innen und nach außen zu platzieren und Personaldebatten einzudämmen“, erklärt er in der „Rundschau“. Das liga-unabhängige Weiter-so sei „für viele Projekte und für viele Mitarbeitende im Geißbockheim zu diesem Zeitpunkt wichtig“ gewesen.

Diese Mitarbeitenden sollen im Abstiegsfall weiterhin unter der dreiköpfigen Geschäftsführung – Sportchef Christian Keller, Finanzboss Philipp Türoff und Marketing-Experte Markus Rejek – arbeiten, obwohl sich der FC als erster deutscher Club überhaupt eine Transfersperre eingehandelt hat und vor dem siebten Abstieg seiner Vereinshistorie steht.

Wolf benennt „größte Leistung der Geschäftsführung“

Wolf führt aus, warum der Vorstand am eigens installierten Trio festhält: „Die größte Leistung der Geschäftsführung“ sei, „dass sie es geschafft hat, den Verein vor der Insolvenz zu bewahren“. Trotz 80 Millionen Euro Verpflichtungen infolge der Corona-Pandemie sei „der Turnaround gelungen, wir sind wieder handlungsfähig“, hebt der 67-Jährige hervor.

Er gerät geradezu ins Schwärmen: „Diese Geschäftsführung hat geschafft, was in den 35 Jahren zuvor nicht gelungen ist – nämlich strukturell Geld zu verdienen. Das heißt, nicht auf Sondereffekte setzen zu müssen wie Transfereinnahmen, Europapokal-Teilnahme oder andere Sachen.“ Dieser Schritt sei „wesentlich“ gewesen, „um im Spiel zu bleiben“, ergänzt Wolf und verkündet: „Wir werden den FC auch bei einem Abstieg 2025 saniert haben. Das finde ich insgesamt eine außergewöhnliche Leistung.“

Auf Fehler der FC-Führung angesprochen, entgegnet Wolf wiederum: „Die zu pauschale Antwort wäre: Wer was macht, macht auch Fehler.“ Der Präsident gibt diese Antwort trotzdem und zählt anschließend Schwächen in der Kaderplanung sowie die Transfersperre auf, allerdings keine eigenen Pannen. Für den Vorstand gelte: „Wer eine drohende Insolvenz in einem solchen Tempo abwendet und wieder kreditwürdig ist, muss ein paar Dinge richtig gemacht haben.“

Sieben geplatzte Transfers

Mancher Fan mag ihm zurufen wollen: Wer vor dem Abstieg steht, muss auch ein paar Dinge falsch gemacht haben. Selbst wenn die Abwendung der Insolvenz „oberste Priorität“ gehabt habe. Neben finanziellen Sorgen habe auch der Umstand, „dass wir doch eigentlich für drei Transferperioden eine Sperre hatten“ die Kaderplanung erschwert, merkt Wolf an.

Das FC-Oberhaupt skizziert: „Die Fifa hat am 1. Februar 2023 ein Urteil gefällt, das uns erst zwei Monate später zugestellt worden ist. Wir hatten im Frühjahr 2023 vier ablösefreie Spieler, die uns für die Spielzeit 2023/2024 zugesagt hatten, aber durch die Unsicherheit einer möglichen Transfersperre warten mussten. Alle haben sich weiter umgeschaut, weil wir keine feste Zusage geben konnten. Die haben wir verloren.“

Und nicht nur diese Transfers platzten: „Für den Winter bestand dann – auch aufgrund der Abgänge verbliebener Top-Verdiener – wieder mehr Spielraum. Drei Transfers waren vorbereitet, dann kam die Sperre und dann ging nichts mehr“, ergänzt Wolf. Kurz vor Weihnachten hatte der Internationale Sportgerichtshof (CAS) die Transferstrafe bestätigt, sämtlichen Nachbesserungen war damit ein Riegel vorgeschoben. Erst im Januar 2025 darf der FC wieder transferieren. Mutmaßlich für die – von Wolf schon vor dem Abstieg ausgegebene – Mission Wiederaufstieg.

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