Dunkle Energie schwächer als gedacht
Expansion des Universums: Studie stellt Standardmodell infrage
11.11.2025 – 17:29 UhrLesedauer: 2 Min.
Forscher aus Seoul haben einen Messfehler bei Sternexplosionen entdeckt. Ihre Analyse zeigt: Das Universum dehnt sich möglicherweise langsamer aus als bislang angenommen.
Das Universum dehnt sich nicht immer schneller aus, sondern bremst womöglich bereits ab. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam aus Südkorea nach einer neuen Analyse von Sternexplosionen.
Young-Wook Lee und seine Kollegen von der Yonsei-Universität Seoul haben ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ vorgelegt. Darin berichten die Wissenschaftler, dass bisherige Messungen der kosmischen Ausdehnung durch einen systematischen Fehler verfälscht worden seien.
„Wenn unsere Ergebnisse sich bestätigen, bedeutet das einen bedeutenden Paradigmenwechsel in der Kosmologie“, sagt Studienleiter Lee. Die rätselhafte Dunkle Energie, die das All auseinandertreiben soll, werde offenbar mit der Zeit schwächer.
Seit 1998 galt als sicher: Das All dehnt sich nicht nur aus, es tut dies sogar immer schneller. Drei Forscher erhielten dafür 2011 den Nobelpreis. Sie hatten weit entfernte Sternexplosionen beobachtet und daraus auf die Beschleunigung geschlossen.
Diese Explosionen – genannt Supernovae vom Typ Ia – galten als verlässliche Messinstrumente. Sie entstehen, wenn ein ausgebrannter Stern in einem Doppelsystem explodiert. Astronomen nahmen an, dass solche Explosionen immer gleich hell leuchten.
Das koreanische Team untersuchte nun 300 Galaxien mit solchen Explosionen und fand heraus: Das Alter der Sterne spielt eine Rolle. Jüngere Sternsysteme zeigen andere Helligkeitswerte als ältere. Dieser Effekt wurde bisher nicht beachtet.
Rechnet man diesen Alterseffekt heraus, ergebe sich ein anderes Bild: Die Anziehungskraft der Materie im All könnte mittlerweile stärker sein als die abstoßende Dunkle Energie. „Unsere Analyse zeigt, dass das Universum bereits seine Abbremsungsphase erreicht hat“, so Lee.
Die Ergebnisse passen zu anderen Beobachtungen, die ebenfalls auf eine schwächer werdende Dunkle Energie hindeuten. Bisher widersprachen diese Messungen den Supernova-Daten – dieser Widerspruch könnte sich jetzt auflösen. Ein neues Teleskop in Chile soll in den kommenden Jahren Tausende weitere Sternexplosionen beobachten und in dieser Frage Klarheit schaffen.











