Wie die CSU in Bayern den Begriff Heimat okkupiert

Der Begriff „Heimatstrategie“ der bayerischen Staatsregierung meint vor allem die Förderung ehemals strukturschwacher Regionen im Freistaat, etwa durch Behördenverlagerungen. Wenn man sich anschaut, wie positiv sich Oberfranken oder Niederbayern entwickelt haben, kann man den Bemühungen der Staatsregierung durchaus Erfolg attestieren.

Die Strategie dient ihr aber auch dazu, den Begriff „Heimat“ zu okkupieren, zumal im Jahr der Landtagswahl. Das war am Mittwoch in der Münchner Residenz zu studieren, bei der Vorstellung der Ergebnisse des „Zukunftsdialogs Heimat.Bayern“. Im vergangenen Jahr konnten die Bayern in einer Umfrage, einem „Online-Mitmachportal“ und in Regionalkonferenzen Zukunftsthemen benennen und Vorschläge machen. Es folgten ein Unternehmer- und ein Jugenddialog.

Den Grundsound der von den „Würmtaler Musikanten“ untermalten Veranstaltung lieferten zu Beginn ein Kurzfilm – über neunzig Prozent der Menschen lebten gerne in Bayern – sowie Ministerpräsident und der CSU-Vorsitzende Markus Söder: „Bayern ist ein besonderes Land der Heimat. Wir sind nicht perfekt, aber wir sind näher dran als andere.“ Die meisten Menschen in der Welt setzten die Deutschen mit den Bayern gleich. „Was für ein großer Imagevorteil für Deutschland.“

„Wir sind nicht perfekt, aber wir sind näher dran als andere“

Zum Team Heimat, das Söder vorstellte, gehörte nicht etwa ein Regierungsmitglied der Freien Wähler, die sich bei dem Thema ja auch firm fühlen. Dafür aber die CSU-Minister Albert Füracker (Finanzen und Heimat) und Michaela Kaniber, die von Söder mit den Attributen „Leidenschaft und Landwirtschaft“ beworben wurde.

Als Kaniber „Danke“ sagte an „viele, viele Menschen“, die „im Umweltministerium…“, bemerkte sie sofort den Fehler, denn Umweltminister ist ja ein Freier Wähler, also einer von der Konkurrenz! Kaniber rief: „Um Gottes willen, ich krieg gleich einen Herzinfarkt!“ – und korrigierte sich.

Die beiden CSU-Minister erläuterten, was für die Bayern Priorität habe. Interessant, dass demnach das „Heimatgefühl“, um das es bei der Veranstaltung ging, „ganz wesentlich“ sei. Hernach erst nannte Kaniber Klimaschutz oder Städtebau. „Entscheidend ist“, sagte die Landwirtschaftsministerin, „und das war für uns sehr, sehr erfreulich zu sehen, dass das Gespür eines Ministerpräsidenten und auch der Staatsregierung in sehr vielen Bereichen sehr deckungsgleich mit der Bürgerschaft war.“

Um zu zeigen, dass man dennoch nicht ruht, stellten Kaniber und Füracker ein Paket von „Sofortmaßnahmen“ vor. Dazu gehört die Einführung eines bayernweiten „Heimaterlebnistages“ sowie eine Auszeichnung für „heimatverbundene Unternehmen“.

Söder wurde gefragt, wie er das Engagement der Bayern finde. „Super.“ Kaniber ergänzte mit Blick darauf, dass man ihr, der Frau, das letzte Wort ließ: „In Bayern passt einfach alles!“ Dann gab es, zubereitet von „unseren Landfrauen“, „Heimatteller“ für alle.

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