Helmut Dieser (rechts), Bischof von Aachen, und Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg, am Mittwoch in Dresden
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Die deutschen Bischöfe wollen einen Expertenrat zum Thema Missbrauch einrichten, doch sie wissen nicht wie. Die Politik soll ihnen helfen. Aber die winkt ab.
Es wäre eine Revolution in der katholischen Kirche in Deutschland, ja im Umgang mit sexuellem Missbrauch überhaupt: Ein Expertenrat, besetzt mit Fachleuten aus Justiz, Medizin oder Psychologie und Betroffenen, begutachtet nach einheitlichen Standards, wie sexueller Missbrauch in den 27 deutschen Bistümern aufgearbeitet wird; ausgewählt sind die zehn Mitglieder ohne jede Beteiligung der Bischöfe, idealerweise von einer staatlichen Stelle. Die Bistümer müssen dem Gremium regelmäßig Bericht erstatten. Halten sie die Standards nicht ein, handeln sie sich eine öffentliche Rüge des Expertenrats ein. Und in naher Zukunft sollen die unabhängigen Fachleute dann auch Sportvereine, Schulen und andere Einrichtungen durchleuchten.
Das ist der Kern des neuen Konzepts der Deutschen Bischofskonferenz zur „Neustrukturierung des Themenfeldes ,Sexueller Missbrauch und Gewalterfahrungen’“, das ihr neuer Missbrauchsbeauftragter, der Aachener Bischof Helmut Dieser, und sein Stellvertreter, der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, am Mittwoch bei der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe in Dresden vorstellten. Es war der erste Auftritt der beiden Bischöfe in ihrer neuen Funktion, die im Herbst als Nachfolger des Trierer Bischofs Stephan Ackermann gewählt worden waren. Ganz neu ist das Konzept nicht; es war schon im Herbst in seinen Grundzügen vorgestellt worden, in Dresden fassten die Bischöfe nun den Beschluss dazu.