Zehntausende Lehrer demonstrierten am Samstag in Seoul für einen besseren Schutz ihrer Rechte.
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In Südkorea begeht eine Grundschullehrerin Suizid. Tausende Lehrer gehen daraufhin auf die Straße. Viele trauen sich nicht mehr, ihre Schüler zu disziplinieren.
„Meine Brust fühlt sich zu eng an“, schrieb Lee Min-so kurz vor ihrem Tod in ihr Tagebuch. „Ich weiß nicht einmal, wo ich bin.“ Sie wolle loslassen. Wenig später fanden Kollegen die 23 Jahre alte Grundschullehrerin leblos in einem Vorratsschrank ihres Klassenraums in Seoul.
Jochen Stahnke
Politischer Korrespondent für China, Taiwan und Nordkorea mit Sitz in Peking.
Lee Min-so hatte eine erste Klasse in Südkoreas Hauptstadt unterrichtet. Die Lehrerin litt an dem beständigen Druck von Eltern, die sie zu jeder Tageszeit angerufen und mit Kurzmitteilungen traktiert haben, weil sie ihr Schulkind nicht ausreichend gefördert oder beachtet sahen. Zuletzt soll einer ihrer Erstklässler einen anderen mit einem Bleistift traktiert haben. Lehrerin Lee wurde von den Eltern der beiden angegriffen, das jeweilige Kind zu schlecht behandelt oder zu wenig geschützt zu haben.