Hongkonger Bischof reist nach Peking

Erstmals seit fast 40 Jahren soll im April ein Hongkonger Bischof das chinesische Festland besuchen. Wie die Hongkonger Diözese am Donnerstag mitteilte, reist Stephen Bi­schof Chow auf Einladung des Pe­kinger Bischofs Li Shan für fünf Tage in die chinesische Hauptstadt. Der Be­such unterstreiche die Rolle der Diözese als „Brückenkirche“, heißt es auf ihrer Website. Das be­zieht sich auf den verstorbenen Papst Johannes Paul II., der gesagt hatte, die Mission der Hongkonger Kirche sei es, eine Brücke zwischen der katholischen Gemeinschaft in China und der Weltkirche zu schlagen.

Friederike Böge

Politische Korrespondentin für China, Nordkorea und die Mongolei.

Die Einladung sei im vergangenen Jahr ausgesprochen worden, heißt es weiter. Im Oktober hatten China und der Vatikan ihr Geheimabkommen über die Ernennung von Bischöfen ungeachtet internationaler Kritik um zwei Jahre verlängert. Seit dem Abschluss der Vereinbarung im Jahr 2018 hat die Kommunistische Partei den Druck auf die Untergrundkirche in China weiter er­höht. Der ehemalige Hongkonger Bischof Joseph Kardinal Zen hat das Abkommen scharf kritisiert. Er trat in Rom stets als Fürsprecher der Un­tergrundkirche auf und übermittelte geheime Botschaften der chinesischen Untergrundbischöfe, die sich nicht öffentlich äußern können.

Der amtierende Bischof Chow gibt sich dagegen unpolitisch. Im No­­vember hatte er in einem Interview gesagt, er hoffe, das Festland zu besuchen. Angst vor „Gehirnwäsche“ habe er nicht. Es ist erst die zweite Einladung dieser Art seit der Gründung der Volksrepublik. 1985 war John Bischof Wu auch von Vertretern der kommunistischen Führung empfangen worden. Der Besuch diente damals dazu, Ängste vor einer Unterdrückung der religiösen Freiheit in Hongkong im Zuge der Rückgabe Hongkongs von Großbritannien an China zu mindern. Seit der Niederschlagung der Protestbewegung von 2019 gibt es in Hongkong neue Ängste vor einer Vereinnahmung der Kirche durch die Kommunistische Partei.

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