FFF und Letzte Generation: „Wir brauchen radikale Wirksamkeit“

Fridays for Future demonstriert schon lange nicht mehr allein. Die Aktivisten haben Bündnisse mit anderen Teilen der Klimabewegung, mit Parteien und Gewerkschaften geschlossen, um Tausende auf die Straße zu bringen. Aber wie in jeder großen Bewegung gibt es auch unter den Klimaaktivisten Rivalitäten und Auseinandersetzungen darüber, was der eigenen Sache dient und was ihr eher schadet. Trotzdem hielten viele Aktivisten von Fridays for Future lange zur Letzten Generation – auch dann noch, als viele von deren Blockaden und Aufmerksamkeit heischenden Aktionen längst genervt waren.

Mittlerweile klingt das oft anders. „Wir brauchen nicht die radikalere Protestform, wir brauchen radikale Wirksamkeit“, sagte einer der Sprecher von Fridays for Future, Pit Terjung, dem „Tagesspiegel“. Ein „gesellschaftlicher Backlash, den man selbst produziert und dann nicht wieder einfängt, wird irgendwann zum Problem für uns alle“, kritisierte die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer dieser Tage im „Stern“.

Da aber die Klimakrise den Aktivisten beider Seiten als Problem für alle gilt, gibt es auch immer noch Bemühungen, gemeinsam aktiv zu werden. Zum „Klimastreik“ für diesen Freitag in Berlin hatte auch die Letzte Generation aufgerufen. In Berlin kamen dazu am Mittag mehrere Tausend Demonstranten zusammen, die aus verschiedenen Richtungen zum Brandenburger Tor zogen. Am Nachmittag sprach die Polizei von etwa 12.500 Teilnehmern eines Protestzuges durch Berlin.

„Wiesen und Wald statt Asphalt“

Bei der Auftaktkundgebung sagte Neubauer: „Es ist eine historische Zeit. Lassen wir zu, dass es immer so weitergeht, oder stellen wir uns dagegen?“ Seit fünf Jahren würden Klimaziele „zerfasert“ und „man trampelt darauf herum“. Das sei „ein Skandal“. Offenbar gerichtet an die Anhänger der Letzten Generation, sagte Neubauer: „Wir müssen uns nicht einig werden, welche Protestform die beste ist, wir müssen uns nur einig werden, dass es Protest braucht.“

An der Demonstration nahmen vor allem junge Leute und viele Familien teil. Sie forderten auf Plakaten etwa eine „Zeitenwende für den Klimaschutz“, einen Stopp des Autobahnbaus, eine neue Agrarpolitik oder „Wiesen und Wald statt Asphalt“. Auf der Demonstration waren Fahnen und Banner der Umweltschutzbewegungen Greenpeace, BUND oder Nabu zu sehen.

Die Demonstranten kritisierten, statt wirksamer Maßnahmen für Klimagerechtigkeit wolle die Bundesregierung das Klimaschutzgesetz abschwächen und setze Maßnahmen wie das Klimageld, das im Koalitionsvertrag steht, nicht um. Nach fünf Jahren „Klimastreik“, in denen das Klimaschutzgesetz und der Kohleausstieg erkämpft worden und Millionen auf die Straße gegangen seien, „sind wir enttäuscht“, schrieb Fridays for Future im Aufruf zur Demonstration. Das Land sei vom klimapolitischen Fortschritt „in den Stillstand gerutscht“, es drohten nun Rückschritte im Klimaschutz.

Demonstrationen waren am Freitag an etwa 250 Orten in Deutschland geplant. Je nach Ortsgruppe sehen die „Klimastreiks“ sehr unterschiedlich aus. In Hamburg war ein Konzert von Herbert Grönemeyer angekündigt. Am „Springbrunnen in der Altstadt“ von Schwarzenberg im Erzgebirge hatte der Kreisvorstand der Grünen zu einer klassischen Demonstration aufgerufen.

Das Zusammentreffen mit der Letzten Generation in Berlin sei „eine besondere Situation“ gewesen, hieß es von Fridays for Future gegenüber der F.A.Z. Es sei immer schön, wenn andere sich dem eigenen „Streik“ anschlössen. „Grundsätzlich wollen wir aber beim Straßenmassenprotest bleiben. Das ist unsere Form.“ Die Letzte Generation hatte schon angekündigt, es nicht beim „Klimastreik“ bewenden zu lassen. Seit Mittwoch sollen sich ihre Anhänger in der Hauptstadt sammeln. In der Hauptstadt seien drei Wochen mit großen Aktionen geplant, Von Montag an will die Letzte Generation in Berlin ihren Protest fortsetzen. Allein – und wohl auch mit anderen Mitteln.

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