Deutsche wollen Klimaschutz – Sorge vor sozialen Folgen

Die Mehrheit der Deutschen hält die Bekämpfung des Klimawandels für erforderlich. Zugleich sind aber Bedenken verbreitet, dass die soziale Gerechtigkeit beim Kampf gegen die Erderwärmung leidet und sich der Unterschied zwischen armen und reichen Menschen vergrößert. In der Rangfolge der wichtigsten politischen Themen liegen Umwelt- und Klimaschutz nur auf dem fünften Platz.

Auf Platz eins steht der Zustand des Gesundheitssystems, gefolgt von den Themen Bildung, soziale Gerechtigkeit und Krieg. Die Anliegen von Umwelt- und Klimaschutzbewegungen werden mehrheitlich unterstützt, ebenso gibt es jedoch eine Mehrheit, die kritisch auf deren Methoden blickt.

Das geht aus einer „repräsentativen Bevölkerungsumfrage“ zum Umweltbewusstsein der Deutschen hervor, die das Bundesumweltministerium und das Bundesumweltamt am Donnerstag in Berlin vorgelegt haben. Datengrundlage ist eine Online-Befragung von 2073 Personen, die mindestens 14 Jahre alt sind. Die Befragung wird seit dem Jahr 1996 alle zwei Jahre gemacht.

Sorge vor gesellschaftlichen Konflikten

Die Menschen hätten ein hohes Umweltbewusstsein, sagte der Präsident des Bundesumweltamts, Dirk Messner, bei der Vorstellung der Studie. Es gebe das Gefühl, dass dringend gehandelt werden müsse, dieses verbinde sich jedoch mit der Sorge, ob das sozial- und wirtschaftsverträglich geschehen könne. 75 Prozent der befragten Personen befürchten, dass sich durch den umwelt- und klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft Einkommens- und Besitzunterschiede vergrößern würden.

72 Prozent erwarten zunehmende gesellschaftliche Konflikte. 41 von hundert Befragten äußerten die Sorge, dass die soziale Gerechtigkeit im Land leiden werde. In den ostdeutschen Ländern betrug dieser Wert 54 Prozent. 38 Prozent der Befragten und fast die Hälfte aller Befragten mit niedrigem Einkommen zeigten sich besorgt, dass ein sozialer Abstieg durch die Maßnahmen für mehr Klima- und Umweltfreundlichkeit drohe. Allerdings kommt die Studie auch zu dem Ergebnis, dass eine „überwältigende Mehrheit von 91 Prozent“ der nach ihrer Meinung Gefragten dafür ist, die Wirtschaft im Sinne des Klimaschutzes umzubauen.

Laut Umfrage empfinden 85 Prozent der Menschen den Klimawandel als „sehr bedrohlich“. Ebenfalls 85 Prozent erkennen in Trockenheit, Niedrigwasser und Dürren „sehr starke oder starke“ Auswirkungen des Klimawandels. Was die einzelnen Felder des Umweltschutzes angeht, so steht das Thema Plastik obenan. 61 Prozent der Befragten betrachten „Plastikeinträge in die Natur als sehr bedrohlich“, heißt es in der Studie. 75 Prozent seien dafür, etwas dagegen zu tun, dass so viel Plastik in die Umwelt gelangt.

Gefragt wurde auch nach der Haltung zu Kernkraft und Tempolimit. Während 29 Prozent der Teilnehmer der Studie es „sehr wichtig“ finden, dass am Verzicht auf die Atomstromerzeugung festgehalten wird, sagten 18 Prozent, das sei ihnen „gar nicht wichtig“. 31 von hundert Befragten gaben an, ihnen sei ein Tempo­limit „sehr wichtig“, 20 Prozent bezeichneten es jedoch als „gar nicht wichtig“.

Die Bedeutung, die das Thema Gesundheit für die Menschen hat, spiegelt sich auch in der gewachsenen Sorge wider, dass Umweltverschmutzung und Klimawandel sich nachteilig auf die Gesundheit auswirken können. Im Jahr 2016 war die Frage nach gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Umwelteinflüssen auch gestellt worden. Damals befürchteten 59 von hundert Befragten, dass die Folgen des Klimawandels ihrer Gesundheit „äußerst stark oder stark“ schaden könnten. Bei der jüngsten Befragung belief sich diese Zahl auf 73 Prozent.

Die Sorgen beziehen sich besonders auf Ernährungsfragen. So fürchten die Menschen, dass sie Schadstoffe, Plastikpartikel oder Rückstände von Pflanzenschutzmitteln aufnehmen.

Umweltministerium und Bundes­umweltamt wollten auch wissen, wie die Befragten zu den Anliegen und den Methoden von Umwelt- und Klimaschutzbewegungen wie Fridays for Future oder der Letzten Generation stehen. Verständnis und Unverständnis halten sich dabei die Waage. So wandten sich 61 Prozent gegen Methoden wie die Besetzung von Wäldern oder Straßen. Ebenfalls 61 Prozent äußerten jedoch Verständnis für die Anliegen der Klimaschutzbewegung.

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