Der Vatikan hat das geistliche Testament von Benedikt XVI. veröffentlicht. In dem Text, den er bereits am 29. August 2006 verfasst hat, heißt es: „Ich bete darum, dass unser Land ein Land des Glaubens bleibt und bitte Euch, liebe Landsleute: Lasst euch nicht vom Glauben abbringen.” Diesen Appell wiederholte er, diesmal an alle Katholiken weltweit gerichtet, mit den Worten: “Steht fest im Glauben! Lasst euch nicht verwirren!” Der Vatikan veröffentlichte den auf Deutsch verfassten Text am Abend des Todes von Benedikt XVI.
Weiter schrieb der damals im zweiten Jahr seines Pontifikats stehende deutsche Papst: „Oft sieht es aus, als ob die Wissenschaft (…) unwiderlegliche Einsichten vorzuweisen hätte, die dem katholischen Glauben entgegenstünden.” Er habe jedoch in seinem langen Leben als Theologe gesehen, „wie aus dem Gewirr der Hypothesen wieder neu die Vernunft des Glaubens hervorgetreten ist und hervortritt. Jesus Christus ist wirklich der Weg, die Wahrheit und das Leben – und die Kirche ist in all ihren Mängeln wirklich Sein Leib.”
Ausdrücklich befasst sich Benedikt XVI. in dem Text auch mit den Einflüssen der Naturwissenschaften auf den christlichen Glauben und schreibt: „Ich habe von weitem die Wandlungen der Naturwissenschaft miterlebt und sehen können, wie scheinbare Gewissheiten gegen den Glauben dahinschmolzen, sich nicht als Wissenschaft, sondern als nur scheinbar der Wissenschaft zugehörige philosophische Interpretationen erwiesen – wie freilich auch der Glaube im Dialog mit den Naturwissenschaften die Grenze der Reichweite seiner Aussagen und so sein Eigentliches besser verstehen lernte.”
- Veröffentlicht/Aktualisiert:
- Veröffentlicht/Aktualisiert:
- Veröffentlicht/Aktualisiert:
In einem Satz bittet Benedikt XVI. in seinem geistlichen Testament um Verzeihung und schreibt: „Alle, denen ich irgendwie Unrecht getan habe, bitte ich von Herzen um Verzeihung.”
FAZ.NET dokumentiert das Schreiben Benedikts, das in alter deutscher Rechtschreibung verfasst wurde, nachfolgend im Wortlaut:
„Wenn ich in dieser späten Stunde meines Lebens auf die Jahrzehnte zurückschaue, die ich durchwandert habe, so sehe ich zuallererst, wieviel Grund ich zu danken habe. Ich danke vor allen anderen Gott selber, dem Geber aller guten Gaben, der mir das Leben geschenkt und mich durch vielerlei Wirrnisse hindurchgeführt hat; immer wieder mich aufgehoben hat, wenn ich zu gleiten begann, mir immer wieder neu das Licht seines Angesichts geschenkt hat. In der Rückschau sehe und verstehe ich, daß auch die dunklen und mühsamen Strecken dieses Weges mir zum Heile waren und daß Er mich gerade da gut geführt hat.
Ich danke meinen Eltern, die mir in schwerer Zeit das Leben geschenkt und unter großen Verzichten mir mit ihrer Liebe ein wundervolles Zuhause bereitet haben, das als helles Licht alle meine Tage bis heute durchstrahlt. Der hellsichtige Glaube meines Vaters hat uns Geschwister glauben gelehrt und hat als Wegweisung mitten in all meinen wissenschaftlichen Erkenntnissen standgehalten; die herzliche Frömmigkeit und die große Güte der Mutter bleiben ein Erbe, für das ich nicht genug danken kann.