China hat Großbritannien in scharfen Worten vorgeworfen, „flüchtigen“ Aktivisten aus Hongkong Schutz zu bieten und sich in die inneren Angelegenheiten Chinas einzumischen. „Britische Politiker haben Flüchtigen offen Schutz angeboten“, erklärte ein Sprecher der chinesischen Botschaft in London am Montagabend. Dies sei „eine grobe Einmischung in Hongkongs Rechtsstaat und Chinas innere Angelegenheiten“, hieß es weiter. „China drückt starke Unzufriedenheit aus und lehnt dies entschieden ab.“
Die Polizei in Hongkong hatte zuvor ein Kopfgeld für Informationen ausgesetzt, die zur Festnahme von acht prominenten Demokratieaktivisten im Ausland führen. Der britische Außenminister James Cleverly hatte dies scharf kritisiert.
Die acht Aktivisten waren aus Hongkong geflohen, nachdem Peking Mitte 2020 nach massiven pro-demokratischen Protesten das sogenannte Nationale Sicherheitsgesetz für die Sonderverwaltungszone erlassen hatte. Es ermöglicht den Behörden ein drakonisches Vorgehen gegen Protestierende.
Zusammenarbeit mit ausländischen Kräften kann mit lebenslanger Haft bestraft werden
Die Exilanten hätten „sehr schwerwiegende Straftaten begangen, die die nationale Sicherheit gefährden“, sagte Steven Li, Hauptkommissar der Abteilung für nationale Sicherheit der chinesischen Sonderverwaltungszone. Demnach soll jeweils eine Million Hongkong-Dollar (umgerechnet rund 117.000 Euro) erhalten, wer Hinweise liefert, die zur Ergreifung eines der Aktivisten führt.
Zu den gesuchten Exilanten zählen die ehemaligen pro-demokratischen Abgeordneten Nathan Law Kwun-chung, Ted Hui Chi-fung und Dennis Kwok Wing-hang, der Gewerkschafter Mung Siu-tat sowie weitere Aktivisten. Einige von ihnen leben inzwischen in Großbritannien.
Ihnen wird vorgeworfen, mit ausländischen Kräften zusammengearbeitet zu haben, um die nationale Sicherheit zu gefährden – ein Vergehen, das in Hongkong mit lebenslanger Haft bestraft werden kann. Polizeivertreter Li erklärte, die Hongkonger Polizei könne die acht Menschen nicht festnehmen, solange sie im Ausland seien. Es werde aber „nicht aufhören, sie zu verfolgen“.
London will „Recht auf freie Meinungsäußerung verteidigen“
Der britische Außenminister James Cleverly reagierte auf das Kopfgeld mit der Aussage, Großbritannien werde „keine Versuche Chinas dulden, Menschen im Vereinigten Königreich und in Übersee einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen“. London werde „immer das Recht auf freie Meinungsäußerung verteidigen“.
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Großbritannien hatte China wegen der Aushöhlung der Rechte in der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong scharf kritisiert. 2020 setzte London sein Auslieferungsabkommen mit Hongkong aus, um gegen die Einführung des umstrittenen Sicherheitsgesetzes durch China zu protestieren.