Britischer Verteidigungsminister bekräftigt Nein zu Kampfflugzeugen für Kiew

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace hat die Haltung seines Landes verteidigt, vorerst keine Kampfflugzeuge an Kiew zu liefern. Man müsse immer den „Effekt“ der Hilfe in den Blick nehmen, sagte er. Und den erreiche man ebenso mit anderen Waffensystemen, insbesondere Boden-Luft-Raketen, Drohnen und Raketen mit längerer Reichweite von bis zu 80 Kilometern so Wallace am Mittwoch in der BBC. Damit könne das Ziel der Ukrainer erreicht werden, „sich zu verteidigen und russische Vorstöße nahezu unmöglich zu machen“, sagte Wallace. Die Ausrüstung mit Kampfflugzeugen diene nur der „langfristigen Widerstandsfähigkeit der Ukrainer“. Kurzfristig müssten die Maschinen mit Hunderten Mann Unterstützungspersonal geliefert werden, „und wir werden diese Männer nicht in der Ukraine stationieren“.

Nach Einschätzungen seines Ministeriums sei die russischen Armee mittlerweile nahezu vollständig in der Ukraine gebunden. Der russischen Führung sei es „nicht gelungen, in der Ukraine durchzustoßen“, stattdessen sehe man den Versuch, Geländegewinne an allen Fronten zu erzielen, die sich mehr in Metern als in Kilometern messen ließen, sagte Wallace. „Das hat einen hohen Preis. Wir schätzen jetzt, dass 97 Prozent der russischen Armee, die ganze russische Armee, in der Ukraine ist.“

Das militärische Personal an den Grenzen zu China, Norwegen und anderen Staaten sei weitgehend abgezogen und würde nun in der Ukraine hohe Verluste erleiden. Erst in der vergangenen Woche habe eine russische Brigade in einer Bergbaustadt im Osten innerhalb von zwei Tagen mehr als 1000 Soldaten verloren.

Berichte, nach denen sich die russische Luftwaffe gerade an der ukrainischen Grenze in Stellung bringt und auf einen Angriff vorbereitet, bestätigte er nicht. Die Berichte seien „nicht in den detaillierten Berichten reflektiert, die ich habe“, sagte Wallace. Die Russen seien nicht in der Lage, ihre Luftwaffe vernünftig einzusetzen wegen der Tausenden Luftabwehrraketen, die der Westen an die Ukraine geliefert habe.

Wallace, der am Mittwoch am NATO-Treffen in Brüssel teilnahm, reagierte auch auf Sorgen aus Militär und Politik, dass die Rüstungslieferungen an die Ukraine langsam die eigene Verteidigungsfähigkeit gefährde. Er betonte den Beitrag, den der Verteidigungskampf der Ukrainer für die Sicherheit in Großbritannien und Europa leiste und erinnerte daran, dass die russische Kampffähigkeit um 40 Prozent abgenommen habe und fast zwei Drittel der russischen Panzer nicht mehr funktionsfähig seien. Verbände, die Moskau etwa in Kaliningrad – nahe der NATO-Grenze – stationiert habe, seien heute weniger bedrohlich. Gleichwohl sprach sich Wallace für eine Erhöhung des britischen Verteidigungsetats aus, weil die Bedrohungen weltweit zunehmen würden.

Im Blick auf die Ankündigung des NATO-Generalsekretärs Jens Stoltenberg, zum Ende des Jahres den Posten zu räumen, schloss Wallace eine Kandidatur nicht aus. Er liebe seinen Posten, „aber natürlich ist Nato-Generalsekretär auch ein großartiger Job“, sagte er.

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.