Die frühere Vizepräsidentin des Bundestags, Antje Vollmer, ist tot. Wie ihr Sohn Johann Vollmer mitteilte, ist sie am Mittwoch im Kreise der Familie nach langer schwerer Krankheit friedlich gestorben. Die frühere Grünen-Politikerin wurde 79 Jahre alt.
Von 1983 bis 1990 war Vollmer Bundestagsabgeordnete ihrer Partei, drei Jahre lang führte sie die Fraktion. 1994 zog Vollmer abermals ins Parlament ein und war anschließend elf Jahre lang Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags. Damit war sie die erste Vertreterin ihrer Partei in diesem Amt. Sie selbst bezeichnete das als „symbolische Grenzüberschreitung“.
„Sie war von Beginn an dabei und hat vieles von dem durchgekämpft, wovon wir heute profitieren“, schrieb die amtierende Bundestagsvizepräsidentin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, am Donnerstag auf Twitter. „Und sie hat ihren eigenen Kopf behalten, unbeugsam! Danke Antje.“ Der Bundestag gedachte Vollmer am Donnerstag mit einer Schweigeminute.
Nach ihrer Zeit als Abgeordnete war Vollmer Vorsitzende des „Runden Tisches Heimerziehung in den 1950er und 1960er Jahren“, der 2009 von der Bundesregierung auf Empfehlung des Bundestages eingerichtet worden war. Er sollte in den folgenden Monaten Misshandlungen von Kindern und Jugendlichen in der Heimerziehung im westlichen Nachkriegsdeutschland aufarbeiten. Nach etlichen Debatten erreichte sie die Einrichtung eines Fonds zur Unterstützung von Betroffenen.
Seit Anfang der Neunzigerjahre war Vollmer zudem publizistisch tätig, unter anderem als freie Mitarbeiterin der „taz“, des „Spiegel“ sowie der Frauenzeitschrift „Emma“. Zuletzt gehörte die promovierte Theologin zu den Erstunterzeichnern des „Manifests für Frieden“ von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer. Bereits im vergangenen April war sie eine der Unterzeichnerinnen Offenen Briefs, der in der „Emma“ veröffentlicht wurde. Dort wurde Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgefordert, der Ukraine nach dem russischen Überfall keine Waffen mehr zu liefern und die Regierung in Kiew zu Friedensverhandlungen zu ermutigen.