Leser über Abschiebedebatte
„Es ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten“
06.11.2025 – 13:14 UhrLesedauer: 3 Min.
Ist die Situation in Syrien zu prekär, um Geflüchtete zurückzuschicken – oder braucht es jetzt Rückkehrer für den Wiederaufbau? Die Meinungen sind gespalten.
Nachdem Bundesaußenminister Johann Wadephul Teile des vom zerstörerischen Bürgerkrieg gezeichneten Syriens besucht hatte, kam er zu der Einschätzung, dass Menschen dort nicht würdig leben könnten. Er sagte, es sei „nur sehr eingeschränkt möglich, dass kurzfristig viele Syrer freiwillig in ihr Heimatland zurückkehren“. Damit erregte er innerhalb der Union Unmut, weil diese das Ziel verfolgt, möglichst viele syrische Migranten zurückzuschicken.
Patrick Diekmann stellt sich in der aufgeheizten Debatte hinter den Bundesaußenminister: „Wadephul sagt lediglich das, was geltendes Recht ist.“ Christoph Schwennicke entgegnet: „Es ist zentraler und richtiger Teil der Idee, dass die Rückkehrer ihr Land wieder mit aufbauen.“ Auf das Pro & Kontra der beiden t-online-Redakteure folgten zahlreiche Zuschriften.
Christine Olsen schreibt: „Herr Wadephul ist ein empathischer Mensch und er kann die Lage einschätzen, weil er vor Ort war. Er spricht doch nur vom jetzigen Zeitpunkt, nicht von einem späteren. Niemand möchte in ein Gebiet zurückkehren, ohne Geld, ohne Perspektive und wo man traumatisiert wurde.“
„Das Land ist sicher schwer gezeichnet, aber es verbleiben viele Regionen, in denen man sofort anpacken kann, um aufzuräumen und wieder aufzubauen“, sagt Peter Herrmann. „Sonst würden sicher nicht zahlreiche Syrer aus der Türkei wieder in ihr Heimatland zurückkehren. Deshalb bin ich der Meinung, dass es syrischen Bürgern, die ihr Land fluchtartig verlassen haben, aber zum Beispiel bei uns keinen dauerhaften Aufenthaltsstatus haben, durchaus nahezulegen und zuzumuten ist, für den Wiederaufbau ihres Landes zurückzukehren.“
Ines Müller findet: „Das Assad-Regime, vor dem die Schutzbedürftigen flohen, ist weg. Nun können und müssen sie zurück und beim Aufbau helfen. Wenn das keiner macht, wird es immer menschenunwürdig sein, wie Herr Wadephul es bezeichnet.“ Die t-online-Leserin hält es für realitätsfern, abzuwarten, bis Syrien wieder „schick“ ist und die Menschen dann erst zurückkehren.
Sabine Grambow mailt: „Ich bin der Meinung von Herrn Wadephul, dass noch keine Syrer das Land verlassen sollten. Die in Deutschland ein Bleiberecht haben, arbeiten, sich integriert haben und bleiben wollen, sollen auf jeden Fall dauerhaft hier sein dürfen. Deutschland sollte den Aufbau mit finanzieren und, je nach Stand der Entwicklung in Syrien, über die Rückführung von Straftätern entscheiden. Freiwillige Rückkehrer sollten finanziell unterstützt werden.“
