Mit dem zweitschnellsten Tor der EM-Geschichte ging die Türkei in Führung, erhöhte und musste am Ende gewaltig zittern. Jetzt wartet die Niederlande.

Die Türkei hat erstmals seit 2008 das Viertelfinale bei einer Fußball-EM erreicht. In einem packenden Duell mit Österreich setzte sich das Team von Trainer Vincenzo Montella mit 2:1 durch.

Merih Demiral brachte die Türkei bereits nach 57 Sekunden nach einem Eckball in Führung. Es war das schnellste Tor in der K.-o.-Phase einer Europameisterschaft und das zweitschnellste in der EM-Historie überhaupt.

Auch für das 2:0 war Demiral verantwortlich. Diesmal per Kopf und wieder nach einem Eckball (59.).

Der eingewechselte Michael Gregoritsch verkürzte für die wie wild anrennenden Österreicher noch auf 1:2 (66.), doch der Ausgleich wollte nicht mehr fallen.

Rangnicks Hoffnung auf ein bisschen Heimspielstimmung bei seiner Rückkehr nach Leipzig war schnell dahin: Zwar trugen fast alle Fans rot – aber die Mehrheit der 38 305 Zuschauer waren türkische Anhänger. Sie waren laut und wurden nach nicht mal einer Minute noch viel lauter, als der Ball vor der Kurve der türkischen Fans im Netz des österreichischen Tores zappelte.

Nach einer Ecke von der linken Seite klärte Leipzigs Christoph Baumgartner noch vor der Linie, der Ball sprang aber gegen Mitspieler Stefan Posch, Torwart Patrick Pentz rettete direkt vor die Füße von Demiral. Der Profi aus der saudi-arabischen Liga zögerte nicht und sorgte für die erste Stimmungsexplosion. Selbst der türkische Sportvorstand und Ex-Bundesliga-Profi Hamit Altintop rieb sich ungläubig die Augen auf der Tribüne.

An der Seitenlinie musste Rangnick das erstmal verdauen. Schnelle Tore sind eigentlich die Spezialität seiner Mannschaft. Nur kurz vor dem Gegentor war Borussia Dortmunds ehemaliger RB-Profi Marcel Sabitzer aber nach einem Baumgartner-Zuspiel nicht an den Ball gekommen.

Ein heißes Spiel hatten Rangnick und seine Spieler erwartet, nachdem sie im März ein Testmatch gegen die Türkei noch 6:1 gewonnen hatten. Und Österreich, das sich als Gruppenerster vor Frankreich, den Niederlanden und Polen für das Achtelfinale qualifiziert hatte, bekam es auch. Güler peitschte die türkischen Fans an und sorgte mit seinen Ecken immer wieder für Gefahr.

Das Spiel musste aber die Pressing-Maschine von Rangnick machen. Die beste Chance zum Ausgleich hatte Baumgartner, der zuletzt sechs Tore in acht Spielen erzielt hatte. Der RB-Profi scheiterte mit einem Distanzschuss (2.) bedrängt von einem Gegenspieler nach einer flachen Ecke vor der Torlinie.

Die Türken konnten das machen, was eigentlich Österreichs Stärke ist: Kontern. Und dabei blieben sie gefährlich. Richtig gute Szenen der Mannschaft von Rangnick, der einst in Leipzig den rasanten Vormarsch von RB von 2012 bis 2019 maßgeblich mitgestaltet hatte, blieben bis zur Pause Mangelware.

Dass sich das ändern musste, war klar. Die Österreicher drängten nach dem Seitenwechsel, und zwar gehörig. Die beste Gelegenheit vergab Kapitän Marko Arnautović (51.) freistehend.

Und dann das: Erneut Ecke, wieder getreten von Güler. Und erneut war es Demiral, der traf. Flankiert von zwei Österreichern, die nicht hoch genug sprangen, köpfte er den Ball ein.

War’s das? Nein, denn Österreich berappelte sich und verkürzte durch den eingewechselten Gregoritsch. Gegen die pfeifende türkische Fankurve anspielend, blieben alle weiteren Angriffsbemühungen trotz Dauerdrucks in der Schlussphase ohne Erfolg. Baumgartner vergab die Großchance in der fünften Minute der Nachspielzeit. Und Rangnick sah das Aus seiner Mannschaft wie versteinert im Dauerregen von der Seitenlinie.

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