Auch die Ausschüttung des körpereigenen Stresshormons Cortisol unterliegt einem zirkadianen Rhythmus – der Fähigkeit des Körpers, physiologische Vorgänge in einem Zeitrahmen von ungefähr 24 Stunden zu synchronisieren. Die höchste Cortisol-Konzentration wird morgens etwa zwischen vier und sechs Uhr erreicht, um dann allmählich abzufallen und ihren Minimalwert gegen Mitternacht zu erreichen.
Menschen mit Atemaussetzern, Schlafapnoe, geraten im Schlaf in regelmäßigen Abständen in die Nähe des Erstickungstods, wenn die Atemwege durch die Zunge blockiert sind oder das Gehirn keinen Atembefehl gibt: Sie schrecken kurz vor dem „Beinahe-Tod“ heftig auf, werden quasi wach, ohne es bewusst wahrzunehmen. Geschieht das viele Male in einer Nacht, sinken das Stresshormon Cortisol und die Kollegen Adrenalin und Noradrenalin nicht ab – mit gravierenden Folgen: schwer behandelbarer Bluthochdruck, Übergewicht, Tagesmüdigkeit, Libidoverlust, Herzinfarkt, Schlaganfall oder schnellere Alterung.
Nahezu alle wichtigen Körperfunktionen folgen dem Tag-Nacht-Rhythmus: Blutdruck, Herzfrequenz, Schlagvolumen, Durchblutung und der Widerstand der Blutgefäße variieren über den Ablauf von 24 Stunden. Bei gesunden Personen fällt der Blutdruck um etwa 15 Prozent ab. Bleibt dieser Effekt aus, handelt es sich womöglich um eine arterielle Hypertonie (arteriell bedingter Bluthochdruck) infolge einer Nierenerkrankung oder der Überproduktion von blutdrucksteigernden Hormonen aus der Nebenniere.
Auch Erkrankungen können vom Tag-Nacht-Rhythmus beeinflusst sein. Zu Herzinfarkten kommt es gehäuft morgens, wenn Blutdruck und Herzfrequenz steigen und der Herzmuskel wieder mehr Sauerstoff braucht. Ähnlich ist es mit Schlaganfällen. Asthmaanfälle dagegen treten häufig in der Nacht auf, weil unser vegetatives Nervensystem mit dem aktivierenden Sympathikus dann wenig aktiv ist, dafür aber der entspannende Parasympathikus seine Aktivität hochfährt.
Wer dauerhaft unter Schlafstörungen leidet, sollte einen Schlafmediziner aufsuchen, der eine Messapparatur für zu Hause mitgibt oder erforderlichenfalls in ein Schlaflabor überweist. Manchen Betroffenen wird eine Anti-Schnarch-Schiene verordnet, die sie nach dem Gutenachtkuss wie eine Knirschschiene auf Ober- und Unterkiefer klicken: Sie hält den Unterkiefer vorn, damit er nicht nach hinten abrutscht und mit den daran hängenden Weichteilen die Atemwege belegt. Andere Patienten benötigen eine Überdruckmaske, die im Schlaf Luft in sie hineinleitet.
Bei leichteren Einschlafstörungen helfen Baldrianwurzel und Hopfen als Mischpräparat, ebenso Melatonin (3 bis 5 mg), eingenommen etwa eine halbe Stunde vor dem Zubettgehen. „Pulsatiles“ Melatonin wirkt am effektivsten, da es den Wirkstoff in kleinen Schüben freisetzt, so wie es auch physiologisch ist, und so über mehrere Stunden den Schlaf begleitet. Man hat hier keinen reinen Einschlafeffekt wie bei herkömmlichen Produkten und keinen Überhang wie bei Retardprodukten. Entspannendes Magnesium kann man gut dazukombinieren.










