Magdeburg-Attentäter spricht
„Moralisch gerechtfertigt, die deutschen Bürger zu töten“
Aktualisiert am 11.11.2025 – 13:04 UhrLesedauer: 2 Min.
Der Attentäter des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg, Taleb al-Abdulmohsen, spricht ausführlich. Nach seiner Darstellung sollen wenige Minuten über Leben und Tod entschieden haben.
Am zweiten Prozesstag um den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr hat sich der Angeklagte weiter geäußert. Bereits am Montag hatte Taleb al-Abdulmohsen zugegeben, am Steuer gesessen zu haben. „Ich bin derjenige, der das Auto gefahren hat“, sagte der 51-Jährige. Er hatte am 20. Dezember im vergangenen Jahr sechs Menschen getötet, weit über 300 wurden verletzt.
Am Dienstag schilderte al-Abdulmohsen weitere Details zur Tat aus seiner Sicht. Wie die „Bild“-Zeitung berichtete, soll der Anschlag nur durch einen Zufall möglich gewesen sein. Der Attentäter gab demnach vor Gericht an, am Tattag mit dem letzten Zug nach Magdeburg gefahren zu sein. Gegen 15.20 Uhr sei er am Bahnhof ausgestiegen. „Das heißt, ich hatte nur 31 Minuten bis zur Schließung der Autovermietung Sixt.“ Dort mietete er sich den BMW, mit dem er anschließend in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt fuhr.
Al-Abdulmohsen sagte laut „Bild“: „Wäre ich entschlossen gewesen, den Weihnachtsmarkt anzugreifen, wäre ich schnell gerannt in Richtung Autovermietung Sixt, damit ich das innerhalb von 25 Minuten schaffe.“ Doch dann der Zufall: Plötzlich sei ein Taxi aufgetaucht, al-Abdulmohsen habe sich zur Autovermietung bringen lassen. „Hätte es eine Verspätung von nur 15 Minuten gegeben, hätte ich das Auto nicht mehr anmieten können, weil die Autovermietung um 16 Uhr schließt“, so der 51-Jährige.
Reue zeigte der Attentäter nicht: Er akzeptiere zwar, die strafrechtlichen Konsequenzen zu tragen, sagte er. Aber aus seiner Sicht sei es „moralisch gerechtfertigt, die deutschen Bürger zu töten“, zitierte er aus einer eigenen Chat-Nachricht an eine Frau.
Al-Abdulmohsen hatte bereits am ersten Prozesstag am Montag Aufregung ausgelöst: Er hielt mehrfach seinen Laptop gut sichtbar für die Kameras hoch. Darauf krude Botschaften wie „#MagdeburgGate“ oder „Sept. 2026“. Am Dienstag kündigte er an, in einen Hungerstreik getreten zu sein. Der Vorsitzende Richter reagierte: Der Prozess könne notfalls auch ohne den Angeklagten fortgesetzt werden. „Sie haben es nicht in der Hand, durch Hunger- oder Durststreik die Verhandlung zu verzögern oder zu torpedieren“, sagte er.
Der Angeklagte wurde auch am zweiten Prozesstag mit einem Hubschrauber von der Haftanstalt Burg nach Magdeburg in den Interims-Gerichtssaal gebracht. Er hatte angekündigt, sich vor dem Landgericht Magdeburg „stundenlang, vielleicht tagelang“ äußern zu wollen. Der Prozess läuft unter starken Sicherheitsvorkehrungen.
Das Verfahren gehört zu einem der größten der Nachkriegsgeschichte. Das Landgericht Magdeburg hat bis zum 12. März 2026 zunächst knapp 50 Verhandlungstage angesetzt.











