Das Ende von Jürgen Klopp in Liverpool naht. Sein Abschied sollte ein letzter Triumphzug werden. Die Realität ist eine andere.
In wenigen Wochen endet eine Ära: Jürgen Klopp und der FC Liverpool werden am Ende dieser Spielzeit nach neun gemeinsamen Jahren getrennte Wege gehen. Das gaben Verein und Trainer schon Ende Januar gemeinsam bekannt. Damals begründete Klopp diesen Schritt in einem Video des Klub-TVs mit den Worten „Ich habe keine Energie mehr“. Auf einer Pressekonferenz kurze Zeit später legte er dann noch mal nach: „Meine Ressourcen sind nicht endlos“, so der 56-Jährige. „Ich ziehe es vor, alles in diese Saison zu packen.“
Vier Titel wären für den FC Liverpool zu diesem Zeitpunkt noch möglich gewesen. Die Abschiedstournee des Trainers, der mit dem Klub 2019 die Champions League und 2020 die Meisterschaft gewonnen hatte, sollte zu seinem finalen Triumphzug werden. Zweieinhalb Monate später sieht die Welt komplett anders aus. Klopps Abschied scheint einer zum Vergessen zu werden – wenn nicht noch ein Wunder geschieht.
Der perfekte Start und Klopps „speziellste Trophäe“
Dabei war der Start in die Farewell-Tour des Erfolgstrainers durchaus verheißungsvoll gewesen. Die Nachricht von Klopps Abschied, wenngleich sie insbesondere die Fans schockierte, schien die Liverpooler Mannschaft in der Folge noch einmal extra zu motivieren. Sie spielte, abgesehen von der 1:3-Niederlage gegen Arsenal Anfang Februar, befreit auf, eilte von Sieg zu Sieg. Verletzungspech und widerspenstige Gegner brachten Liverpool nicht aus dem Konzept. Selbst unter schwierigsten Bedingungen gelang es dem Team, die Spiele immer noch für sich zu entscheiden, so wie beim 1:0-Auswärtssieg in Nottingham, als Darwin Núñez den Siegtreffer in der neunten Minute der Nachspielzeit erzielte.
Auch den ersten Titel heimsten die „Reds“ in dieser Zeit ein, wenngleich es wohl der bedeutungsloseste von den vieren war, die für einen englischen Top-Klub in einer Saison möglich sind. Ende Februar schlug die Klopp-Elf im Wembley Stadium den FC Chelsea im Finale des Ligapokals nach Verlängerung mit 1:0. Weil eine Reihe an Jugendspielern zum Einsatz gekommen waren und die Mannschaft trotzdem den Titel holte, sagte Klopp später: „Es gibt längere Karrieren als meine, aber in mehr als 20 Jahren ist das mit Abstand die speziellste Trophäe, die ich je gewonnen habe.“
Der Knock-out beim Erzrivalen
Der Carabao Cup sollte jedoch nur der erste Schritt in Richtung einer Klopp’schen Abschiedssaison für die Ewigkeit sein. In der Meisterschaft, in der Europa League und im FA Cup schien Liverpool ebenfalls auf dem besten Weg, weitere Titel für den perfekten Abschluss unter dem besonders bei den Fans äußerst beliebten Trainer zu sammeln. Doch ausgerechnet der Erzrivale machte dem Klub aus der 500.000-Leute-Stadt im Nordwesten Englands Mitte März einen ersten Strich durch die Rechnung.
Es ist wohl dieser eine Abend im Old Trafford, der möglicherweise rückblickend den Bruch in der bis dahin märchenhaften Saison des FC Liverpool markiert. Im Viertelfinale des FA Cups verpasste es Liverpool bei Manchester United im zweiten Durchgang mehrfach auf 3:1 zu stellen, kassierte dann kurz vor Schluss den Ausgleich und musste in die Verlängerung. Dort ging der LFC erneut in Führung, fing sich aber kurz darauf erneut ein Gegentor und in der Nachspielzeit sogar noch einen weiteren Treffer. Der Knock-out und das Aus im in England so prestigeträchtigen Pokalwettbewerb.
Zwei schwere Patzer in einer Woche
Seitdem läuft es nicht mehr rund beim Team von Jürgen Klopp. Zwar konnte die Mannschaft in der Liga die beiden nachfolgenden Spiele noch gewinnen, doch dann war es Anfang April erneut der englische Rekordmeister, der Liverpool das Leben schwer machte.