Knigge-Expertin klärt auf
Mitgebrachter Kuchen deutet auf schlechte Manieren hin
09.11.2025 – 08:08 UhrLesedauer: 2 Min.

Dröger Marmorkuchen, wuchtige Sahnetorte? Nicht jeder mag die Süßspeisen des Gastgebers – so manche bringen daher eigenes Gebäck mit. Aber was sagt der Knigge dazu?
Es ist Sonntagnachmittag, kurz vor drei. Der Tisch ist gedeckt, die Servietten sind akkurat gefaltet, die Kuchengabeln poliert. Aus der Küche strömt der Duft von frisch gebackenem Apfelkuchen. Dann klingelt es. Der erwartete Besuch steht vor der Tür – mit einer Erdbeer-Sahnetorte in der Hand und der Begrüßung: „Ich dachte, ich bringe etwas mit, damit Du nicht so viel Arbeit hast.“
Was eine nette Geste sein soll, kann beim Gastgeber schnell falsch ankommen. Denn die Einladung zu Kaffee und Kuchen ist sein Versprechen, für das Wohl seines Besuchs zu sorgen. Und genau dieses stellt der Besuch mit dem mitgebrachten Kuchen infrage. „Als Gast einen Kuchen mitzubringen und damit nonverbal zu signalisieren, dass der Kuchen des Gastgebers nicht gut genug oder ausreichend ist, wäre unhöflich“, erklärt Linda Kaiser, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen-Knigge-Gesellschaft auf Nachfrage von t-online.
Es gibt aber durchaus Situationen, in denen Gäste einen Kuchen mitbringen dürfen oder auch sollten. „Im Familien- oder engen Freundeskreis gibt es vielleicht Gelegenheiten, bei denen sich die Gäste an der Bereitstellung von Speisen und Getränken beteiligen“, sagt Kaiser. „Dies sollte aber ausschließlich in vorheriger Absprache zwischen den beteiligten Personen geschehen.“ Und auch ein aufwendiger Geburtstagskuchen als Geschenk ist in Ordnung.
Auch wenn Unverträglichkeiten vorliegen und es für den Gastgeber zu aufwendig oder kostspielig wäre, einen zusätzlichen Kuchen für eine Person zu backen, kann der Gast eigene Speisen mitbringen. Aber auch in diesem Fall sollte laut der Knigge-Expertin Kaiser vorher Rücksprache gehalten werden.
Und wie sieht es bei einem spontanen Besuch aus? Hier sollten Sie sich zunächst sicher sein, dass der Bekannte der spontane Typ ist; andernfalls gilt ein spontanes Vorbeischauen gemeinhin eher als unhöflich. Wenn Sie dann aber klingeln, gehört es laut Knigge zum guten Ton, nicht mit leeren Händen zu erscheinen. Ein mitgebrachter Kuchen ist also auch in dieser Situation eine nette Geste.
Das mag streng klingen – doch hinter der Regel steckt viel mehr, nämlich Verständnis, Respekt und Wohlwollen. Der Gastgeber hat Zeit, Mühe und Geld in die Vorbereitung der Nachmittagsgesellschaft investiert. Das sollten Gäste berücksichtigen. Zudem kann der eigene Kuchen schnell wirken, als könne man selbst besser backen.










