Sie war noch ein Kind, als sie nackt in einem Erotikfilm mitspielte. So denkt Katja Bienert heute über ihre Rolle in „Die Schulmädchen vom Treffpunkt Zoo“.

Eine Schauspielerin steht in einem Wohnzimmer, bekleidet ist sie nur mit einer Unterhose, der Blick auf ihre Brüste ist frei. Sie selbst sieht dabei zu, wie ein Mann auf allen Vieren durch den Raum krabbelt und von einer nackten Frau geritten wird.

Es klingt wie ein schlechter Porno und zunächst dürfte daran nichts ungewöhnlich sein. Doch die Frau in dem Wohnzimmer ist keine Frau, sie ist ein Mädchen, ein ziemlich junges Mädchen. „Zu den Zeiten der Dreharbeiten war ich tatsächlich erst elf Jahre alt“, bestätigt Katja Bienert im Interview mit t-online. „Wir haben im Frühjahr 1978 gedreht und erst im September wurde ich zwölf.“ Der Presse erzählte man damals etwas anderes. „Sie haben mich quasi ein Jahr älter gemacht.“

In „Die Schulmädchen vom Treffpunkt Zoo“ spielte sie die Rolle der Petra. Eine Schülerin, die sich in einen Stricher verliebt hat und für ihn Drogen besorgt. Gleich in den ersten Minuten des Films ist Petra oben ohne zu sehen. Ihre Freundin Doris will ihr die Prostitution näherbringen. Der Report-Film sollte als Aufklärung für Jugendliche dienen.



Die Dreharbeiten hatten etwas sehr Befreiendes für mich.


Katja BIenert


Es ist nicht das einzige Mal, dass Katja Bienert für den Film die Hüllen fallen lässt. „Ich fand das alles gut. Es war ja nicht als Erotik verpackt, sondern als ernster Film – mit Drogen als Hauptthema. Ich wusste, was mich erwartet.“ Fast anderthalb Stunden geht der Streifen, immer wieder wird die elfjährige Katja dabei nackt gezeigt.

In einer Szene fährt die Kamera ganz nah an ihren Oberkörper, ihre Schulfreundin küsst ihre Brüste. Die Aufnahmen empfand Katja Bienert als „relativ harmlos“. „Wenn ich oben ohne sein musste, dann wurde die Hälfte des Teams rausgeschickt. Darauf wurde geachtet.“ Unangenehm sei es für sie damals nicht gewesen. Ganz im Gegenteil. „Die Dreharbeiten hatten etwas sehr Befreiendes für mich.“

Aber wie kann eine Elfjährige einen Erotikfilm als „befreiend“ ansehen? „Mit neun Jahren war ich schon 1,72 Meter groß und komplett ausgewachsen. Ich war ein Kopf größer als meine Klassenkameraden, hatte schon einen Busen. Ich galt als Freak.“ Beim Sport sei sie immer als Letzte gewählt worden. „Und wenn wir rennen mussten, haben mir die Gärtner auf den Busen geguckt. Das war nicht schön.“ In „Die Schulmädchen vom Treffpunkt Zoo“ spielte sie dann mit dem, was sie sonst versteckte.

Der Boom der Erotikfilme

Es waren die Siebzigerjahre. Eine Zeit, in der Erotikfilme auf einmal nicht mehr heimlich gesehen wurden, sondern groß im Kino liefen. In Paris und New York galten sie als chic und auch auf Deutschland rollte so langsam die Pornowelle zu.

In Deutschland waren sie jedoch bis 1975 verboten und so wurde Erotikfilme als Aufklärungsfilme deklariert, für die zum Teil Minderjährige nackt vor die Kamera geholt wurden. In „Schulmädchen-Report“ von Wolf C. Hartwig, in dem junge Frauen über ihre Erfahrung mit Sexualität sprechen, durften die Darstellerinnen nicht älter als 16-Jährige aussehen.

Selbst im „Tatort“ gab es Nacktszenen, die von einer 15-Jährigen gespielt wurden. In der Episode „Reifezeugnis“ aus dem Jahr 1977 spielte Nastassja Kinski eine Schülerin, die mit ihrem verheirateten Lehrer eine Affäre hat. Gleich zu Beginn des Films ist sie mit nackter Brust an einem See zu sehen.

47 Jahre später will die Schauspielerin die Aufnahmen verbieten lassen. Das findet Katja Bienert „sehr schade“. „So ein Film ist eine Teamarbeit, da hat eine ganze Produktionsfirma dran gearbeitet. Dann muss sie auch ihre Gage zurückgeben und die Gagen aller Projekte, die daraufgefolgt sind. Wenn einem das 50 Jahre später einfällt …“

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