Wie sich die Manager-Mode verändert

Die Digitalisierung unserer Welt hat viele Dinge überflüssig gemacht: Das Telefonbuch etwa, oder den Quelle-Katalog. Und auch die Krawatte ist ein indirektes Opfer des Zeitgeistes. Nicht dass es das zu knotende Stück edlen Stoffs nicht mehr gibt – es ist aus der Zeit gefallen. Wer heute beim Geschäftsessen Krawatte trägt, der läuft akut Gefahr, mit dem Kellner verwechselt zu werden. Auch in den Chefetagen ist „oben ohne“ angesagt.

Das wirft natürlich Probleme auf. Wenn „Mann“ die Krawatte weglässt, wie viele Knöpfe des Hemdes soll man denn öffnen? Keinen: Das eignet sich allenfalls beim Stehkragenhemd, ansonsten doch bitte mit Binder. Ein Knopf geöffnet: Das ist wohl die klassische Lösung, wirkt aber je nach Hemdkragen auch ein wenig steif. Hinzu kommt, dass es in den vergangenen Tagen noch recht warm war. Wer nur einen Knopf öffnete, der hätte auch gleich eine Krawatte anlegen können. Aber gleich zwei Knöpfe des Hemdes öffnen? Das rutscht je nach Brustbehaarung schon schnell ins Frivole ab. Andererseits: Gerade außerhalb klimatisierter Bereiche geht es eigentlich nicht anders, will man öffentlich sichtbare Schweißausbrüche vermeiden.

Also: Das 1,5-Knopf-Hemd muss her. Zwei Knopflöcher in der Distanz von einem sind das modische Muss: luftig, ohne frivol zu sein, die Maßgabe des (nächsten) Sommers. Aber: Die gute, alte Krawatte hat noch lange nicht ausgedient. Gerade jetzt im Herbst, wenn wieder kühlere Temperaturen herrschen, es für den Mantel – zumindest am Tag – aber noch zu warm ist. Dann schützt das geknotete Stück Stoff wunderbar den Hals und bekämpft Erkältungskrankheiten, in unterkühlten Besprechungsräumen ebenso wie im Kühlschrank-ICE-Waggon.

In der Kolumne „Nine to five“ schreiben wöchentlich wechselnde Autoren mit einem Augenzwinkern über den Alltag in Betrieb und Hochschule.

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.