Wie ein Chatbot gegen Fachkräftemangel helfen soll

Bis 2035 werden rund 1,8 Millionen Stellen im Gesundheitswesen frei. Nach einer Studie der Beratungsgesellschaft PWC werden viele nur schwer besetzt werden können. Hier setzt das Frankfurter Start-up Inga an. Mit „maßgeschneiderter“ Werbung in sozialen Netzwerken erreicht Inga nach Unternehmensangaben vor allem „passive Talente“. Das sind nach Darstellung der Gründer Arbeitnehmer, die nicht aktiv nach einem neuen Job im Gesundheitswesen suchen, sich aber prinzipiell einen Jobwechsel vorstellen können. So könnten auch diejenigen erreicht werden, die nicht in Jobportalen surften, aber durchaus am Handy ihre sozialen Netzwerke checkten, sagt Inga-Co-Gründerin Corinna Haas.

Mithilfe von automatisierten Computerprogrammen, die das Unternehmen Job-Bots nennt, wird auf Social-Media-Kanälen nach potentiellen Fachkräften gesucht. Chatbots führen direkt kleine Interviews mit ihnen durch. Mögliche Fragen könnten dabei lauten: „Kannst du dir vorstellen, im Schichtdienst zu arbeiten?“ oder „Wie viele Jahre Berufserfahrung bringst du mit?“ Haas erklärt, dadurch könne direkt gefiltert werden, welche Arbeitnehmer sich wirklich für den Job im Krankenhaus oder in Arztpraxen eigneten und welche nicht. Da­mit hat Inga nun den Verein Business Angel Frankfurt-Rhein-Main bei einem Start-up-Event überzeugt und wurde als Gesundheitsinnovation ausgezeichnet.

„Relevant ist am Ende, ob man profitabel ist, oder nicht“

Bei der Online-Veranstaltung „Start-up Innovationen für die Gesundheitswirtschaft“ ging es kürzlich aber nicht nur um Lösungen für den Fachkräftemangel. Eine Jury aus Branchenvertretern begutachtete dabei innovative Ideen, die die medizinische Versorgung und Pflege in Deutschland verbessern und weiterentwickeln könnten.

Investoren oder Business Angels für die Start-ups zu finden war dabei nicht das Ziel der Veranstaltung. Vielmehr sollten die jungen Unternehmen mit potentiellen Kunden ins Gespräch kommen und ihr Netzwerk pflegen. Genau das findet Corinna Haas von Inga besonders sinnvoll. Sie sei bei solchen Veranstaltungen nämlich nicht an Investoren, sondern an Kunden und Kontakten interessiert. Gewinn lasse sich schließlich nicht über Geld, sondern nur über Umsatz generieren. „Und relevant ist am Ende, ob man profitabel ist, oder nicht.“

Breit gestreute Lösungen

Auch wenn Inga noch nicht vollständig profitabel ist, wobei das Unternehmen 2022 knapp 1,3 Millionen Euro Umsatz gemacht hat, scheint der Ansatz von Haas aufzugehen: Sie konnte noch während der Veranstaltung weiterführende Termine mit möglichen Kunden machen, berichtet sie. „Der Cluster Pitch war eines der erfolgreichsten Formate der letzten sechs Monate.“

Neben Inga haben fünf weitere Start-ups ihre digitalen Lösungen vorgestellt. Treye Tech, das mit Patronus Health den zweiten Platz belegt hat, bietet für körperlich eingeschränkte Menschen eine einfache Lösung zur Kommunikation per Kopf- und Augenbewegung an. Patronus Health hilft Patienten dabei, sich mental und körperlich auf schwere Operationen vorzubereiten. Zwei Start-ups, Lingocare (Sprachausbildung für ausländische Pflegekräfte) und Translatly (Ad-hoc-Übersetzungen für ausländische Patienten) haben sich auf Sprachen fokussiert und Idana hat ein Programm für digitales Patienten-On­boarding entwickelt.

Veranstaltet wurde das Event aus der Cluster-Pitch-Reihe vom Verein Business Angels Frankfurt-Rhein-Main. Er ist ein Forum für Start-ups auf Kapitalsuche und hilft Jungunternehmern dabei, Netzwerke herzustellen. Unterstützt wurde das Event unter anderem von der Hessischen Krankenhausgesellschaft und vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste.

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