Schülerhilfe im Blickpunkt von Private Equity

Der Markt für Bildungseinrichtungen bewegt die Investorenszene. Nachdem der Finanzinvestor IK Partners die Nachhilfekette Studienkreis verkauft hat, rückt der Konkurrent Schülerhilfe in den Blickpunkt. Das Private-Equity-Haus Oakley Capital hat zur Marktsondierung schon eine Investmentbank mandatiert, nämlich Rothschild, wie die F.A.Z. von mehreren Quellen erfahren hat.

Ursprünglich habe Oakley erwogen, Anfang dieses Jahres einen Verkaufsprozess einzuleiten. Das sei aber aufgeschoben worden. Ein Grund seien die momentanen Schwierigkeiten für Interessenten, Kredite zu bekommen. Ein zweiter sei die besondere und prägende Position des Vorstandsvorsitzenden Dieter Werkhausen, der einen bedeutenden Minderheitsanteil und starke Mitspracherechte habe.

„Zu dem Fall hört man unterschiedliche Signale aus dem Markt“, sagt ein Fusionsberater. „Oakley hat immer wieder mal Vorstöße unternommen, wurde aber nie richtig ernsthaft.“ Werkhausen habe sehr klare Vorstellungen, wer das Unternehmen erwerben solle und, vor allem, wer nicht. Er trete nicht wie der typische Vorstandsvorsitzende auf, sondern eher als Unternehmer. Als „meinungsstark“ bezeichnen wortgleich zwei Kenner den Manager, der früher als Vertriebsvorstand beim Kaffeeröster Tchibo arbeitete und 2010 zur Schülerhilfe kam. Werkhausen wolle seinen Anteil offenbar aufstocken, ist zu hören. „Das Extremszenario wäre eine Mehrheit“, sagt ein Branchenkenner, wobei die Frage ist, über welche Kons­truktion er das finanziell stemmen könnte. Oakley Capital und Werkhausen lehnen einen Kommentar ab.

Milliardenmarkt Nachhilfe

Der Investor nennt Schülerhilfe den führenden Nachhilfeanbieter in Deutschland und Österreich mit mehr als 1000 Standorten und 125 000 Schülern und beziffert den entsprechenden Markt in Deutschland auf mehr als 1 Milliarde Euro. Schülerhilfe – präziser: die über ihr stehende ZGS Bildungs GmbH – ist seit 2009 in der Hand von Private Equity: Sie gehörte erst den Finanzinvestoren Paragon Partners und Syntegra Capital, ging 2013 an DBAG. Die erwarb nach damaligen Insiderinformationen rund drei Viertel der Anteile, der Rest blieb beim Management um Werkhausen. 2017 reichte DBAG das Unternehmen weiter an Oakley Capital – im selben Jahr, in dem Studienkreis vom Finanzinvestor Aurelius an IK ging.

Nachhilfeinstitute und Fortbildungseinrichtungen sind eine begehrte Branche für Finanzinvestoren. Zuletzt kam neue Bewegung in die Branche: IK – vormals Industri Kapital – reicht Studienkreis nun weiter: Käufer ist die Wiener Nachhilfeplattform GoStudent. Sie kombiniert digitales und stationäres Angebot – entsprechend dem Branchentrend, der sich durch die Lockdowns der Corona-Pandemie verfestigt hat. Die Zahlen sind ganz ähnlich wie für Schülerhilfe: Studienkreis betreibt nach eigenen Angaben etwa tausend Standorte und bedient 125 000 Schüler jährlich.

Kurz vor Weihnachten kam es zu einer weiteren Transaktion: Quadriga kündigte an, die Wiener Aspire-Gruppe an das französische Beteiligungshaus EMZ Partners zu verkaufen. Dort arbeitet für den deutschsprachigen Raum als Senior Partner inzwischen ein alter Bekannter, der frühere Silverfleet-Partner Klaus Maurer. Aspire bietet berufliche Fortbildung für öffentliche Auftraggeber in Österreich und Deutschland an: von IT-Trainings über internationale Bildungsaufenthalte bis hin zur Vorbereitung Arbeitsloser für neue Stellen. Die Gruppe umfasst acht Unternehmen mit 1200 Beschäftigten und 100 000 Lernern und erzielte zuletzt 100 Millionen Euro Umsatz.

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