Bis zum 22. März war Norbert Lossau hauptamtlicher Vizepräsident für Digitalisierung und Infrastrukturen der Georg-August-Universität Göttingen, daran zumindest besteht kein Zweifel. Aber ob er es immer noch ist, darüber herrscht Streit. Der Konflikt, über den zuerst das „Göttinger Tageblatt“ und der wissenschaftspolitische Wiarda-Blog berichteten, hat sich zu einer Führungskrise ausgewachsen. Folgt man dem Universitätspräsidenten Metin Tolan, dann ist die Position des Vizepräsidenten für Digitalisierung und Infrastrukturen zurzeit nicht besetzt. Am 11. April informierte Tolan die Mitglieder des Senats darüber, dass Norbert Lossau, seit 2013 im Amt, zurückgetreten sei. Seine Amtsgeschäfte würden von anderen Präsidiumsmitgliedern weitergeführt. Schon kurz darauf waren Lossaus Name und Kontaktdaten auf der universitären Website gelöscht.
Der Finno-Ugrist und Bibliothekar Norbert Lossau, der vor seinem Vizepräsidentenamt die Göttinger Universitätsbibliothek geleitet hatte, reagierte umgehend und schickte am selben Tag seinerseits eine Mail an die Mitglieder des Präsidiums, des Senats und des Stiftungsrats, der das Aufsichtsorgan der Universität ist. In seinem Schreiben, das der F.A.Z. vorliegt, erklärt er, „dass ich zu keinem Zeitpunkt von meinem Amt als Hauptamtlicher Vizepräsident zurückgetreten bin“.