In der Psychotherapie steht man seit Jahren vor einer Art Marktversagen: Viel zu viele Patienten kommen auf viel zu wenige Therapeuten. Das hat nicht zuletzt mit dem windungsreichen Weg, den jeder niedergelassene Therapeut bis zur Zulassung zurücklegen muss, zu tun. Für angehende Psychotherapeuten war es deshalb eine gute Nachricht, als im Herbst 2020 das Psychologiestudium reformiert wurde. Erstmals konnte man an deutschen Hochschulen direkt Psychotherapie studieren. Mit dem Abschluss des neuen Masterstudiengangs bekam man die ärztliche Approbation. Zuvor hatte sich an ein fertiges Studium der Psychologie, Medizin oder Pädagogik eine mindestens dreijährige, schlecht bezahlte Ausbildungszeit angeschlossen. Angehende Psychotherapeuten waren beim Eintritt ins Berufsleben relativ alt und verschuldet. Viele sprangen ab, weil sie sich den langen Ausbildungsweg nicht leisten konnten.
Die Reform hat das nicht mit einem Schlag abgestellt. Wenn im Jahr 2024 rund tausend Absolventen des Masterstudiengangs von den Universitäten kommen, wird sich eine neue Lücke auftun: Es fehlt an Ausbildungsplätzen. Der Grund dafür ist, dass die Studienreform den Weiterbildungsinstituten eine neue Rolle zuweist. Die Absolventen des neuen Masterstudiums sollen an den Instituten angestellt sein und für ihre praktische Tätigkeit bezahlt werden. Da sie die Universität als approbierte Psychotherapeuten verlassen, können ihre Leistungen nun bei den Kassen abgerechnet werden. Zugleich werden sie an den Instituten zum Fachpsychotherapeuten ausgebildet, was Voraussetzung für die spätere kassenärztliche Zulassung ist.