Im September kann die TU Darmstadt in ihrem Lehrkörper ein Multimillionärs-Ehepaar willkommen heißen: Vom amerikanischen Berkeley werden Marcus und Anna Rohrbach an die südhessische Uni wechseln, um dort an der Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz zu arbeiten.
Multimillionäre sind die beiden Informatiker in einem speziellen Sinn. Noch gebieten sie nicht über solch stattliche Beträge, sie werden ihnen erst im Lauf der nächsten Jahre überwiesen, und sie können das Geld auch nicht nach Belieben ausgeben, sondern nur für ihre Forschung. Denn es handelt sich um Förderzusagen, die den Rohrbachs vom Land Hessen, der Technischen Universität und der Alexander-von-Humboldt-Stiftung gegeben worden sind.
Marcus Rohrbach erhält eine der LOEWE-Spitzenprofessuren, mit denen die Landesregierung herausragende Wissenschaftler über einen Zeitraum von fünf Jahren unterstützt; zu den bisher auf diese Art geförderten Forschern gehören unter anderen die Virologin Sandra Ciesek und der Jurist Andreas Fischer-Lescano. Überdies ist Rohrbach eine Alexander-von-Humboldt-Professur zuerkannt worden, mit der sich ebenfalls eine Förderung über fünf Jahre verbindet. An seine Frau geht für sechs Jahre eine LOEWE-Start-Professur; dieses Programm ist für besonders vielversprechende Nachwuchskräfte gedacht. Die Spitzenprofessur, von Land und Uni finanziert, bringt Marcus Rohrbach 4,5 Millionen Euro ein, hinzu kommen fünf Millionen Euro aus der Humboldt-Professur. Die Start-Professur ist mit 4,1 Millionen Euro dotiert. Insgesamt wird den Rohrbachs ihr Abschied vom Forscher- und Entwicklerparadies Kalifornien also mit 13,6 Millionen Euro honoriert.
Marcus Rohrbach
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Bild: privat
Noch wohnen beide in Berkeley, wo Marcus Rohrbach beim Facebook-Mutterkonzern Meta gearbeitet hat, während seine Frau an der University of California tätig war. Für die Wissenschaft – und für Interviews – haben sie gerade wenig Zeit: Vor Kurzem ist ihr Sohn zur Welt gekommen. Anna Rohrbach ist Ukrainerin und stammt aus Odessa; ihren Doktorgrad hat sie wie ihr deutscher Mann, der in Darmstadt studierte, an der Universität des Saarlandes erworben. An der University of California arbeiteten beide zeitversetzt als Postdoktoranden.
Anna Rohrbach
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Bild: privat
Berkeley habe Wissenschaftlern sowohl in der Grundlagen- als auch in der Unternehmensforschung „außergewöhnliche Ressourcen“ zu bieten, schreibt Marcus Rohrbach per E-Mail. Vergleichbares gebe es in Deutschland nicht. Trotzdem hätten er und seine Frau mittelfristig schon aus familiären Gründen nach Deutschland respektive Europa zurückkehren wollen. Vor fast zwei Jahren habe es erste Gespräche mit der TU Darmstadt gegeben, wobei den Rohrbachs die Doppelberufung wichtig war: „Wir wollten am gleichen Ort bei einer ausgezeichneten Uni eine Professur annehmen.“ Die Aussicht auf eine Finanzierung durch das Landesprogramm LOEWE und die Humboldt-Professur ergaben für Marcus Rohrbach ein Paket, das er „außergewöhnlich“ findet. Dass der Meta-Konzern gerade Tausende Stellen abbaut, hat nach seinen Worten keinen Einfluss auf die Entscheidung des Paares gehabt, dürfte aber den Abschiedsschmerz zusätzlich dämpfen.
KI soll vertrauenswürdiger werden
Wenn die Rohrbachs von Herbst an in Darmstadt ihre Lehrstühle aufbauen, werden sie die ihnen zugesagten Millionen sukzessive vor allem in Stellen und Rechnerkapazität investieren. Gemeinsames Ziel der Rohrbachs ist es, Künstliche Intelligenz menschlicher zu machen. Anna Rohrbach arbeitet an Programmen zur Sprach- und Bilderkennung, die mit dem Menschen kommunizieren, in der Realität verankert sein sollen und von Sprache lernen können. Ihr Mann möchte KI-Anwendungen zuverlässiger und damit vertrauenswürdiger machen. „Künstliche Intelligenz ermöglicht immer mehr Anwendungen in unserem alltäglichen und beruflichen Leben“, sagt Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Die Grünen). „Allerdings fehlt ihr noch die Selbsterkenntnis, was sie kann und was nicht – und auch die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine muss weiterentwickelt werden.“
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Mit ihren Arbeiten auf diesem Gebiet verstärken die Rohrbachs ein Forschungsfeld, auf dem die TU Darmstadt nach eigener Einschätzung schon „eine international führende Rolle einnimmt“. Studenten, Doktoranden und Postdoktoranden, die daran teilhaben wollen, können sich schon jetzt bei den Rohrbachs bewerben.
Mehr Informationen und Kontakt: Marcus Rohrbach und Anna Rohrbach