Knautschzone: Auch ohne den Rest des Gesichts verriete die Nase einiges über die Gemütsverfassung des Kanzlers.
Bild: Sven Simon
Wer einen guten Riecher für Emotionen hat, achtet nicht nur auf Augen und Mund seines Gegenübers, sondern auch auf die Nase. Das schließen Gießener Wahrnehmungspsychologen aus einem Versuch mit Fotos von Gesichtern.
Wahrnehmungsforscher der Universität Gießen haben festgestellt, dass sich die Emotionen eines Menschen nicht nur an Mund und Augen gut erkennen lassen, sondern auch am Riechorgan. Ihre Erkenntnisse haben sie in der Zeitschrift „iPerception“ veröffentlicht.
„Das Ganze war ein witziger Unfall“, sagt der Doktorand und Erstautor der Studie, Maximilian Broda. Beim Zuschneiden von Porträts für eine andere Studie sei ihm und seinem Betreuer Ben de Haas aufgefallen, dass die Nasenregion auch für sich betrachtet erstaunlich ausdrucksvoll erschienen sei. Broda und sein Doktorvater baten daraufhin 114 Teilnehmer einer Onlinestudie, den Ausdruck von Gesichtern und isolierten Gesichtsteilen zu beurteilen. Die Einschätzungen anhand der Nasenbilder hätten stark mit jenen für komplette Gesichter korreliert, vor allem hinsichtlich Gefühlslage, Erregung und Attraktivität, schreiben die Wissenschaftler.
„Es ist bekannt, dass Menschen Gefühlsausdrücke an den Augen und dem Mund ablesen können“, sagt de Haas. „Dass das auch mit der Nasenregion gelingt, hatten wir so nicht erwartet.“ Vermutlich trügen die Wangenhebermuskeln dazu bei, die die Nase einrahmten und in der Mimik eine große Rolle spielten. „Außerdem können wir die Nase selbst kräuseln oder rümpfen.“ Die Experimentalpsychologen vermuten, dass Menschen diese Informationen nutzen, um andere Gesichter zu „lesen“. Nun wollen die Forscher versuchen, solche „Nasen-Codes“ besser zu verstehen.
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