auf dem Weg Vom Kind zum Chef



Wenn das eigene Kind auf dem Chefsessel Platz nimmt, ist das nicht immer einfach.

Bild: Getty

Steigen Söhne oder Töchter ins Familienunternehmen ein, ist das nicht immer nur Grund zur Freude: Verwandt zu sein, kann zu viel Zoff führen.

Am Anfang flossen noch Sekt und Freudentränen. Das war an Weihnachten, als die Betreiber des erfolgreich geführten Tagungshotels feierlich verkündeten, ihr „Juwel“ an den Sohn und seine Partnerin übergeben zu wollen. Aber schon drei Wochen später flogen die Fetzen, als die Kinder, beide studierte Betriebswirte, einen Businessplan vorlegten. Die Eltern reagierten tief gekränkt. Was die Kinder schriftlich als „Meilensteine auf dem Weg zur endgültigen Übergabe“ bezeichneten, fühlte sich für sie an wie ein Herausdrängen aus dem Unternehmen. Was die Kinder nüchtern „strategische Optionen“ nannten, empfanden sie als pure Anmaßung. Juwel unterm Weihnachtsbaum versus Businessplan auf dem Tablet – das Angebot der Eltern und die Antwort der Kinder passten einfach nicht zusammen: „Die Kommunikation zwischen beiden Seiten folgte nicht derselben Logik“, erklärt Arist von Schlippe das Beispiel.

An der Privathochschule Witten-Herdecke forscht und lehrt der Psychologieprofessor zur „Führung und Dynamik von Familienunternehmen“. Bei kleinen Betrieben sei neben dem Nachfolgethema die Trennung der unternehmerischen von der familiären Ebene das Hauptproblem, sagt er. Von Schlippe spricht von Paradoxie: „Wir begegnen hier der Gleichzeitigkeit von zwei in vieler Hinsicht einander total widersprechenden Logiken, nämlich der Familie und des Unternehmens.“ Ein schönes Beispiel sei das vom Vater im Aufsichtsrat, der ein Dokument lesen wollte und die schmutzige Brille kurz mal an seine Tochter, die neue Geschäftsführerin weiterreichte: „Mach mal eben sauber!“ Was nicht gerade für ein fortschrittliches Rollenmodell spricht und auf jeden Fall den Kontext Aufsichtsrat sprengte. „Familienkommunikation bricht in Unternehmenskommunikation ein und erzeugt eine Irritation“, sagt von Schlippe. Aber die Frau sei souverän genug gewesen, zu lachen, die Brille zu säubern und sie dem Vater zurückzugeben.

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