Viel zu viel zu arbeiten bringt Menschen in Gefahr eines Burnouts. Der arbeitsbezogene Erschöpfungszustand ist seit Januar eine von der Weltgesundheitsorganisation klar eingestufte Diagnose und offiziell als Syndrom definiert. Stress am Arbeitsplatz nicht gut zu verarbeiten und damit weniger leistungsfähig zu sein, das betrifft immer mehr Menschen. So meldeten die Krankenkassen für 2021 knapp 200.000 gesetzlich versicherte Burnout-Betroffene, die zu rund 4,8 Millionen Krankheitstagen führten. Dies entspricht in etwa einem Monat Arbeitsausfall pro Betroffenem. Das vergangene Jahr ist noch nicht ausgewertet. Soll man eingestehen, dass einem die Arbeit über den Kopf gewachsen ist? Sollen Betroffene offen sagen, dass dem so ist?
Ursula Kals
Redakteurin in der Wirtschaft, zuständig für „Jugend schreibt“.
Für Ivon Ames ist das eine rhetorische Frage. „Auf jeden Fall. Man kann nur gewinnen“, findet die Arbeits- und Organisationspsychologin aus Königstein und sagt etwas, das Zauderer ermutigen könnte: „Ein überdurchschnittlich großer Anteil der Arbeitnehmer, die an Burnout leiden, sind Führungskräfte, die besonders leistungsfähig waren und sich ausgebrannt haben für das Unternehmen. Das hat nichts damit zu tun, dass eine Person schwach ist, aber viel mit den Arbeitsbedingungen.“ Sie vergegenwärtigt die Perspektive des Unternehmens: „Dass gerade die Leistungsträger erschöpft sind, ist wahnsinnig schädlich. Dann hat das Unternehmen ein großes Problem.“