Biden stellte Emhoff einst bei einem Auftritt im Weißen Haus als „Second Husband“ vor, als „zweiten Ehemann“. Der Präsident schob nach: „Nein, ich mache Witze“ und betonte, Emhoff sei im Übrigen auch ein „Mords-Anwalt“.

Doch das ist Emhoff nicht mehr. Er kümmert sich auch um Profanes wie die Auswahl von Tapete oder Porzellan, um seiner Frau den Rücken freizuhalten, wie er dem „Time“-Magazin erzählte. „Ich tue Dinge, die ich sonst wahrscheinlich nicht getan hätte“, sagte Emhoff da. „Denn erstens: Das gehört zum Job. Und zweitens: Es hilft ihr.“

Emhoff und Harris sind beide 59, sie sind nahezu auf den Tag genau gleich alt. Beide haben im Oktober Geburtstag, nur eine Woche liegt dazwischen. Die beiden lernten sich erst vor einigen Jahren kennen. Eine Freundin arrangierte 2013 ein Blind Date der beiden in Kalifornien, wo sie damals lebten. Im Jahr darauf heirateten sie.

Emhoff hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe – Cole und Ella. Sie nennen Harris „Momala“ und ihren Vater schlicht „Doug“. Das Verhältnis zwischen Emhoff und seiner Ex-Frau, wie auch das zwischen ihr und Harris, gilt als harmonisch. Die Familie wird oft angeführt als Beispiel für funktionierendes Patchwork.

In einem Interview mit der „New York Times“ schwärmten Cole und Ella kurz vor Harris‘ Vereidigung über die Beziehung zwischen ihrem Vater und ihrer Stiefmutter und über das Verhältnis der drei Elternteile. „Es ist so verrückt. Es ist, als würde die Flitterwochen-Phase nie enden“, sagte Ella zur Partnerschaft von Harris und Emhoff. Und zum Eltern-Trio: „Sie sind wirklich eine Einheit, wie eine Dreier-Elterngruppe. Es ist wirklich cool.“ Harris schrieb in einem Gastbeitrag für die Zeitschrift „Elle“ 2019: „Wir scherzen manchmal, dass unsere moderne Familie fast ein bisschen zu gut funktioniert.“

Trotz seines Wesenszugs, Überschwang nicht um jeden Preis zu mäßigen, wie an jenem Tag im Kongress, hat Emhoff seine ersten Jahre bisher ohne Skandale, verbale Fehltritte oder negative Schlagzeilen überstanden. „Anwalt zu sein ist hier praktisch“, sagte er dem „Time“-Magazin dazu. „Ich habe sehr darauf geachtet, was aus meinem Mund kommt.“

Tochter Ella sagte in jenem Interview mit der „New York Times“, ihr Vater sei einfach gut im Reden. Sohn Cole beschrieb ihn als „Chamäleon“ und als jemand, der sich gut überall einfüge. „Darum mögen ihn alle“, sagte Cole mit Blick auf die neue Rolle für seinen Vater. „Ich denke, gerade Doug ist irgendwie dafür geboren.“ Und womöglich ist diese Rolle als „Chamäleon“ ja auch geeignet, um sich auf neue Positionen anzupassen – der des First Gentlemans zum Beispiel.

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