Social Media befeuert Hype
Junge Sachsen sprechen häufiger wieder Dialekt
08.11.2025 – 17:03 UhrLesedauer: 2 Min.
Jahrzehntelang galt der Dialekt als unsympathisch. Doch neue Umfragen zeigen eine Trendwende.
Das Image des sächsischen Dialekts verbessert sich spürbar. Die Gesellschaft für deutsche Sprache stellte 2023 fest: Immer weniger Deutsche empfinden Sächsisch als unsympathisch. Vor allem junge Menschen sprechen wieder häufiger Dialekt – befeuert durch „Dialektfluencer“ in den sozialen Medien.
Die sächsische Staatsregierung greift den Trend auf. Mit der Kampagne „So geht sächsisch“ will der Freistaat die Mundarten der verschiedenen Regionen vorstellen. „Der Dialekt ist ein Stück sächsischer Identität“, sagt Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Dabei gebe es gar nicht das eine Sächsisch – die Mundarten seien so vielfältig wie die Regionen selbst.
Eine neue dreiteilige Filmreihe zeigt, warum der Dialekt mehr Respekt verdient. Historiker André Thieme, Geschäftsführer der Festung Königstein, räumt mit Vorurteilen auf. Das heute oft belächelte Sächsisch prägte einst das moderne Hochdeutsch.
Die Geschichte beginnt im 12. Jahrhundert. Damals strömten Siedler aus ganz Europa in die Mark Meißen – das heutige Sachsen. Aus der Mischung ihrer Sprachen entstand der sächsische Dialekt. Die Wettiner, erst Markgrafen von Meißen, später Kurfürsten von Sachsen, entwickelten eine einheitliche Verwaltungssprache: das „Meißner Kanzleideutsch“. Martin Luther nutzte diese Sprache für seine Bibelübersetzung. So wurde Sächsisch zur Grundlage des Hochdeutschen.
Mit Preußens Aufstieg im 18. Jahrhundert verlor Sachsen seinen sprachlichen Einfluss. Berlin gab nun den Ton an. Sächsisch galt als provinziell, wurde im 19. Jahrhundert zum Spottobjekt. Die NS-Zeit und die DDR verschlechterten das Image weiter. Auch nach der Wende hielten sich die Klischees hartnäckig.
Doch die Zeiten ändern sich. Die Dresdner und andere Sachsen trauen sich wieder, ihren Dialekt zu sprechen. Die Filmreihe läuft bereits auf den Social-Media-Kanälen von „So geht sächsisch“ und bei Sachsen Fernsehen. Teil 2 erscheint am 10. November, Teil 3 am 14. November.
„Wir lieben unseren Dialekt““, betont Kretschmer. Wir tragen ihn im Herzen und selbstbewusst auf der Zunge.“
