Das Ergebnis der Studie hat das Land überrascht: 22 Prozent aller Jugendlichen sollen sich vorstellen können, die AfD zu wählen. Jetzt gibt es Zweifel an den Daten.

Das Ergebnis einer Studie zu politischen Einstellungen von Jugendlichen steht in der Kritik. Denn laut der Trendstudie „Jugend in Deutschland“, die im April veröffentlicht wurde, soll ein Rechtsruck die deutsche Jugend erfasst haben. Es folgte Aufregung über die Studie. Meinungsforscher und Gründer des renommierten Forsa-Instituts, Prof. Manfred Güllner, kritisiert die Umfrage nun, wie die „Bild“-Zeitung berichtet.

Demnach kam die Trendstudie damals auf das Ergebnis, dass 22 Prozent der 14- bis 29-Jährigen die AfD wählen würden. Mehr dazu lesen Sie hier. Im Jahr 2022 waren es laut einer Studie nur neun Prozent. Nun stellt sich die Frage: Ist die Begeisterung für rechts-außen in der Jugend wirklich so groß?

Meinungsforscher: „völlig verzerrtes Ergebnis“

Güllner kritisiert die Methoden der Trendstudie und nennt sie „schlampig durchgeführt“. Sie weise „methodische Mängel“ auf und zeige ein“völlig verzerrtes Ergebnis“, so Güllner. Eigentlich sei die Zustimmung für die AfD bei der Jugend viel niedriger. Laut einer Forsa-Umfrage kommt die AfD bei den jungen Menschen auf 14 Prozent – ganze acht Prozentpunkte weniger als bei der Studie zuvor. Dabei ist zu beachten, dass Forsa die Altersgruppe 18 bis 29 Jahre betrachtet hat und nicht bereits ab 14 Jahren.

Vor allem die Erhebungsmethode hätten für Güllner den wissenschaftlichen Standard nicht erfüllt. „AfD-Anhänger sind im Netz aktiver als Sympathisanten anderer Parteien. Deshalb sind sie auch in sogenannten Online-Panels, wo man sich selbst als Teilnehmer anmelden kann, generell überrepräsentiert. Durch diese Verzerrung sind auch die jungen, mithilfe eines solchen Panels Befragten überdurchschnittlich häufig Anhänger der AfD“, sagte der 82-Jährige zu der „Bild“-Zeitung. „Die 22 Prozent für die AfD sind falsch.“ Der Wert sei zu hoch.

Des Weiteren kritisiert Güllner, dass die Summe der Prozentanteile der Studie lediglich auf 99 Prozent käme. Das sei ein „ein Zeichen für eine gewisse Schlampigkeit der Studie“, erklärt der Forsa-Gründer. „Man kann nicht einfach einen ganzen Prozentpunkt bei der Summe aller Wählerstimmen weglassen. Rundungsfehler von 0,1 Prozentpunkten können vorkommen.“

„Keineswegs den Anspruch, eine exakte Wahlprognose zu geben“

Die Studienautoren verteidigen ihr Studie. „Wir als Autoren der Trendstudie ‚Jugend in Deutschland‘ haben keineswegs den Anspruch, eine exakte Wahlprognose zu geben“, sagten die Autoren gegenüber der „Bild“-Zeitung. Es gehe um „Trends und um das Einfangen der Stimmung einer Zielgruppe.“ Für genaue Wahlprognosen würden sie eher Institute wie Forsa empfehlen, so die Gruppe der Autoren.

Die Gesamtsumme von 99 Prozent sei durch die Rundungen auf Zahlen ohne Dezimalstellen entstanden, sagte die Autoren. „Dass bei seriösen Studien die Werte gerundet werden und dann in der Summe auch mal 99 % oder 101 % ergeben, ist völlig normal.“

Zudem seien die Recherchen von Correctiv über die AfD und ähnliche Enthüllungsgeschichten erst nach Abschluss der Trendstudie „Jugend in Deutschland“ bekannt geworden. Die dadurch resultierten Demonstrationen und lauten Gegenstimmen hätten demnach keinen Einfluss auf die Studienergebnisse gehabt.

Dennoch bleibt Meinungsforscher Güllner bei seiner Kritik und hält das Ergebnis für „gefährlich“. Gegenüber der „Bild“-Zeitung sagte er: „Politische Entscheidungsprozesse können auf Basis falscher Zahlen in gefährlicher Weise beeinflusst werden, etwa wenn man auf vermeintlich übergroße rechtsradikale Einstellungen innerhalb der jungen Bevölkerung falsch reagiert.“

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