Der Chef einer insolventen Firma klagt über fehlende Unterstützung durch die Ampelregierung – und offenbart damit ein mehr als fragwürdiges Staatsverständnis.

Es sind schon bemerkenswerte Sätze, die der Manager Matratzenfirma Breckle aus Niedersachsen zur Pleite seiner Firma sagte. Er habe „Subventionen erwartet“, „Unterstützung“, „eine wirtschaftlichere Politik aus Berlin“, statt die Unternehmen „nur pleitegehen zu lassen“, sagte Christian Paar den „Ippen“-Zeitungen. Und er setzt noch einen drauf, attackiert die Ampelregierung scharf: Weitere Unternehmen dürften in die Pleite rutschen, wenn „Kanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck nicht zurücktreten“. (Mehr dazu lesen Sie hier.)

Im Ernst? Staatliche Hilfen für gescheiterte Firmen? Kanzler-Rücktritt, sonst Insolvenzwelle? Geht’s nicht auch eine Nummer kleiner?

Die Aussagen des Matratzenmanagers aber wirken politisch nicht nur überzogen und arg dem Sprech von Populisten entlehnt – sie strotzen obendrein auch von einem verzerrten Selbstbild und einem, gelinde gesagt, recht merkwürdigen Staatsverständnis.

Hier redet jemand, diesen Eindruck jedenfalls muss man gewinnen, der glaubt: Wenn’s läuft, lass mich in Ruhe, Staat, wenn’s brennt, lösch‘ gefälligst das Feuer! Eine Auffassung, die viele Menschen teilen dürften. Und die doch so wahnsinnig falsch ist.

Denn anders als bei echten Bränden ist der Staat keine Pleite-Feuerwehr. Er kann (und darf!) nicht bei jedem finanziellen Problem von Unternehmen einspringen. Zumal dann nicht, wenn, wie wohl auch im aktuellen Fall, Entscheidungen des früheren Managements mit ursächlich sind für die Schieflage des Unternehmens: Ein Grund für die Pleite bei Breckle war offenkundig eine verfrühte Softwareeinführung.

In der Marktwirtschaft gibt es – anders als in der Planwirtschaft – keine Bestandsgarantien für Unternehmen, auch nicht für solche, die sich selbst gern „Traditionsfirmen“ nennen. Ist ein Geschäftsmodell nicht mehr wettbewerbsfähig, ist ein Produkt nicht mehr gefragt oder kann eine Firma ihre Ware nicht mehr zu guten Preisen anbieten, muss sie vom Markt. Dann braucht sie keiner mehr, dann muss sie sterben. Und dann darf der Staat sie auch nicht als Zombie-Firma am Leben halten – so bitter das ist für die Angestellten, deren Existenzen daran hängen.

Früher war das, was sich nicht zuletzt „Unternehmerrisiko“ nennt, den meisten klar. Inzwischen jedoch scheinen selbst Betriebswirte davon nichts mehr zu wissen. Oder sie springen nur zu gern auf den Zug derer auf, die auf die Regierung eindreschen, um vom eigenen Versagen abzulenken. Fraglich ist, was schlimmer ist.

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