Medien berichten von einer „Hitzewelle“ in Deutschland. Aber: Kann das wirklich sein – mitten im November? Und: Wie warm wird es tatsächlich?
Eines ist klar: Über Mitteleuropa liegt derzeit ungewöhnlich warme Luft. Verantwortlich ist ein kräftiges Hochdruckgebiet über Osteuropa, das durch seine Drehbewegung im Uhrzeigersinn Wärme aus dem Süden bringt, Tiefs fernhält und für ruhiges und zeitweise sonniges Wetter sorgt.
Die Temperaturen klettern für einen November in bemerkenswerte Höhen und knacken aktuell mancherorts sogar die 20-Grad-Marke. Am Dienstag wurden im baden-württembergischen Müllheim 18,1 Grad gemessen. Am Mittwochmittag führte der Ort Pabstorf in Sachsen-Anhalt mit 21 Grad die Liste an. So hohe Temperaturen wurden in einem November noch nie an dieser Wetterstation gemessen.
Angesichts solcher Werte schreiben einige Medien jetzt von einer angeblichen „herbstlichen Hitzewelle“. Aber: Kann im November tatsächlich von einer Hitzewelle die Rede sein?
Der „Focus“ und der „Weather Channel“ bemühen für ihre Behauptung eine Definition der Weltorganisation für Meteorologie (WMO): Eine Hitzewelle liege demnach dann vor, wenn die Tageshöchsttemperatur an fünf aufeinanderfolgenden Tagen mindestens fünf Grad höher als der Durchschnitt der jeweiligen Periode ist.
Dies treffe diese Woche voraussichtlich im Raum Köln zu: Von Dienstag bis Samstag würden die Tageshöchstwerte aktuellen Prognosen zufolge jeden Tag mindestens um fünf Grad über den normalen Werten liegen.
Diplom-Meteorologe Dominik Jung bestätigt auf Anfrage von t-online zumindest dies: Aktuell ist es in Deutschland wirklich außergewöhnlich warm. Die Temperaturen würden eine „sehr deutliche positive Abweichung vom klimatologischen Mittel“ bedeuten.
Betroffen sind weite Teile Deutschlands: Milde Temperaturen werden laut Jung vor allem im Westen, Südwesten und stellenweise im Rhein-Main-Gebiet erwartet, wo die milde Luftmasse am besten zur Wirkung komme. Auch in der Mitte und im Osten seien milde Werte möglich, dort hänge die Entwicklung allerdings stärker von der Sonneneinstrahlung ab.
Eine Hitzewelle sei dies aber keinesfalls, betont Jung – und das auch nach WMO-Kriterien nicht. Denn „Focus“ und „Weather Channel“ würden nur einen Teil der meteorologischen Definition heranziehen. Wesentlich für die WMO-Definition sei, dass die überdurchschnittlichen Temperaturen „als Hitze wirken bzw. eine thermische Belastung darstellen“ müssten. Sprich: ohne echte Hitze keine Hitzewelle.
